Dem Bartgeier in Tirol auf der Spur

Fernglas in die Hand und ab auf den Berg

 

  • Erfolgreiche Zwischenbilanz nach neun Monaten Bartgeier-Management
  • Internationale Beobachtungstage ab 12. Oktober 2024: Alle können einen aktiven Beitrag leisten
  • Aktuell sind fünf Brutpaare in Nordtirol angesiedelt

Anfang des Jahres nahm Tirols erste Bartgeierbeauftragte, Elisabeth Weninger, ihre Arbeit auf. Sie ist als Expertin im Naturpark Ötztal angesiedelt und federführend für das Monitoring der seltenen Tiere in Tirol zuständig. Zudem betreut sie ein Netzwerk freiwilliger BeobachterInnen und arbeitet intensiv mit Nachbarregionen zusammen. Von 12. bis 20. Oktober 2024 finden die „International Observation Days“ statt, bei denen der aktuelle Bartgeier-Bestand grenzüberschreitend erhoben werden soll. Jede und jeder, der in den Bergen unterwegs ist, wird eingeladen, Beobachtungen zu melden.
„Der Bartgeier hatte aufgrund von Märchengeschichten und Mythen lange einen schlechten Ruf und war in den Alpen ausgerottet. Die in den 1980er-Jahren gestarteten Wiederansiedelungsversuche tragen langsam Früchte und es gibt in Nordtirol aktuell fünf Brutpaare. Im gesamten Alpenraum wird die Population auf 300 bis 400 Tiere geschätzt. Elisabeth Weninger leistet mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag, um den Bestand zu schützen, für möglichst ungestörte Brut- und Lebensbedingungen zu sorgen sowie die Bevölkerung über die Bedeutung der majestätischen Vögel aufzuklären“, ist Naturschutzlandesrat René Zumtobel überzeugt und verweist auf die wichtige Funktion der Aasfresser als „Gesundheitspolizei“. Durch die restlose Beseitigung von Tierkadavern durch die Bartgeier wird die Ausbreitung von Krankheiten in der Natur verringert.

Zwischenbilanz nach neun Monaten – drei neue Jungvögel nachgewiesen

Die erste Zwischenbilanz der Bartgeier-Managerin ist bereits sehr erfreulich: Als zentrale Kompetenzstelle fließen alle Monitoringdaten bei Elisabeth Weninger zusammen und Schutzmaßnahmen werden zentral umgesetzt. Ein Netzwerk aus freiwilligen BeobachterInnen liefert regelmäßig Daten, die in ein internationales Monitoring einfließen und die Zusammenarbeit mit umliegenden Regionen in den Alpen wurde intensiviert. Zudem steigt das Interesse am Bartgeier in der Gesellschaft: Die Bartgeier-Managerin ist regelmäßig bei Veranstaltungen zu Gast und informiert über die Lebensweise der Vögel sowie ihre Bedeutung für die Natur. Auch auf Seiten der Bartgeier gibt es erfreuliche Nachrichten: In Nordtirol konnte zwei neue Horststandorte nachgewiesen werden. In der heurigen Brutsaison wurden drei Jungvögel großgezogen, die nun ihre Kreise über die Alpen ziehen. Das Land Tirol fördert das Bartgeier-Management mit rund 54.000 Euro bis zum Jahr 2026.

Hobby-OrnithologInnen und Bergfexe gesucht – Beobachtung am 12. Oktober

„Um ein gutes Bild vom aktuellen Bartgeier-Bestand in Tirol zu bekommen gilt: Viel hilft viel. Im Rahmen der internationalen Beobachtungstage freuen wir uns über zahlreiche freiwillige Beobachterinnen und Beobachter, die auf Tirols Bergen nach den Geiern Ausschau halten“, ruft Managerin Weninger zum Mitmachen auf. Der Fokus der Beobachtungstage liegt insbesondere auf dem 12. Oktober, grundsätzlich sind jedoch Meldungen bis zum 20. Oktober möglich. Interessierte können mit Fernglas, Kamera und Schreibutensilien ausgerüstet zu einer Bergtour oder Wanderung in Tirol aufbrechen und nach den Tieren Ausschau halten. Etwaige Sichtungen können entweder an bartgeier@tirol.gv.at oder auf der Website des Naturpark Ötztal eingemeldet werden. Die Meldung sollte nach Möglichkeit folgende Informationen enthalten:

  • Datum und Uhrzeit der Beobachtung
  • Dauer und Ort der Sichtung
  • Flugrichtung des Bartgeiers
  • Gefiederfärbung und mögliche Flügelmarkierungen
  • Fotos oder Videos zur Bestätigung der Sichtung

Tipps zum Erkennen von Bartgeiern

Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern und einem keilförmigen Schwanz sind die Vögel am Himmel unverkennbar. In ihrer Jugend weisen Bartgeier ein einheitliches, vorwiegend dunkelgraues bis schwarzes Gefieder auf. Ab einem Alter von etwa fünf bis sechs Jahren erkennt man eine kontrastreiche weiß-orange Färbung des Brust- und Kopfgefieders.