Die NS-Zeit aus Sicht der 16-jährigen Büroangestellten Anna

Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ im Landhaus 1 in Innsbruck.

  • Welche Faszination der Arbeitsplatz Gauhaus auf junge Menschen ausübte
  • Junge Menschen sind eine zentrale Zielgruppe der Ausstellung
  • LH Mattle lädt zum Besuch während der Ferien bzw. am Beginn des neuen Schuljahres ein
  • Nach Anmeldung sind Gruppenbesuche und Führungen möglich
  • Nächste Veranstaltung des Rahmenprogramms am 20. September

Die 16-jährige Anna B. entsprach dem bevorzugten Mitarbeitendenprofil der NS-Bewegung: jung, hübsch, aufgeweckt und im Bund Deutscher Mädel (BDM) sozialisiert. Sie steht stellvertretend für die überwiegende Mehrheit jener jungen Leute, die nach dem März 1938 ihre Stelle im Gauhaus antraten. Ihr privates Fotoalbum ist Teil der bis 26. Oktober 2024 laufenden Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ im Landhaus 1 in Innsbruck. Diese Präsentation ist bei freiem Eintritt von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Diese Aufnahmen veranschaulichen die erlebte „Volksgemeinschaft“ und den wirtschaftlichen Aufstieg, der mit der Anstellung im Gauhaus verbunden war. Anna fühlte sich hier anerkannt und wertgeschätzt. Die junge Frau empfand sich als Teil einer „Zukunftsvision“, der alles unterzuordnen war. Sie ordnete sich unter, obwohl sich ihr gleichzeitig Einblicke in die Verbrechen der NS-Diktatur eröffneten. In der Ausstellung erzählt eine heutige Landesbedienstete in einem Video die Geschichte von Anna.

Interaktiv erinnern und Statements abgeben

Für die Reaktionen der BesucherInnen liegen Post-its neben einer großen Wandtafel bereit – unter dem Titel „Gegen Menschenhass und Diskriminierung und für ein demokratisches Zusammenleben“. Auf einer der angebrachten Notizen ist zu lesen: „Wer nicht gegen Unterdrückung aufsteht, ist Teil der Unterdrückung“.

So sind gerade auch junge Menschen eine zentrale Zielgruppe dieser multimedialen Ausstellung, insbesondere mit einem eigenen Vermittlungsangebot für Schulen. „Die Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen, aber es liegt in unserer Verantwortung, wie wir unsere Zukunft gestalten. Dafür braucht es Bewusstsein dafür, wie die Gräueltaten von damals entstehen konnten und dafür, was wir heute tun können, um Menschlichkeit, Zusammenhalt und Frieden zu leben“, so LH Anton Mattle.

Nachkommende Generationen mit Ausstellung erreichen

Für den Landeshauptmann ist mit dieser Ausstellung, die auch einen Amateurfilm zum Besuch Adolf Hitlers in Innsbruck im April 1938 zeigt, die Erinnerungskultur in einem ganz besonderen Gebäude verortet. Das Gauhaus in Innsbruck, der größte noch bestehende NS-Bau in Tirol, war ein Machtzentrum des Nationalsozialismus, in dem Verbrechen angeordnet und bürokratisch begleitet wurden. „Umso wichtiger ist es mir, die nachkommenden Generationen zu erreichen und sie über das Geschehene auf Augenhöhe zu informieren: Ich lade Jugendliche gerade jetzt auch in den Ferien und Schulklassen dann zu Beginn des neuen Schuljahres ein, die Ausstellung zu besuchen“, sagt LH Mattle.

Um Wartezeiten bei Gruppenbesuchen zu vermeiden, ist dafür eine Terminvereinbarung über das Online-Anmeldesystem des Landes unter www.tirol.gv.at/erinnern notwendig. Führungen durch die Ausstellung sind ebenfalls nach einer Terminvereinbarung möglich. Aktuelle Informationen zur Ausstellung sowie der aktuelle Stand des begleitenden Rahmenprogrammes und zum schulischem Vermittlungsangebot sind unter www.tirol.gv.at/erinnern abrufbar. Die nächste Veranstaltung findet am 20. September mit der Führung „Leben und Arbeiten in der NS-Diktatur“ mit Ausstellungskurator Christian Mathies statt.