- Symposium im Landhaus in Innsbruck informierte über globale Ernährungsversorgung und nachhaltige Landwirtschaft
- Zehn Tiroler Projekte bei Fördercall eingereicht – werden nun von ExpertInnengremium gesichtet
735 Millionen Menschen weltweit hatten laut UN-Bericht 2022 nicht genug zu essen. Den Hunger zu beenden, Ernährungssicherheit und bessere Ernährung zu erreichen sowie eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern ist daher eines der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen. Sie sollen im Rahmen der „Agenda 2023“ eine nachhaltige globale Entwicklung sicherstellen. Das Land Tirol leistet mit der „Internationalen Entwicklungszusammenarbeit“ seinen Beitrag und unterstützt und fördert Tiroler Organisationen, die sich für Länder des globalen Südens einsetzen. Jedes Jahr wird ein thematischer Schwerpunkt gesetzt – in diesem Jahr ist es die Ernährungssicherheit.
Gestern, Donnerstag, fand im Großen Saal des Landhauses in Innsbruck im Beisein von LRin Eva Pawlata ein öffentliches Symposium statt. Dabei gaben Bernhard Kowatsch, der beim World Food Programme (WFP) den Innovation Accelerator leitet, und Botschafter Peter Huber, Leiter der Sektion für Entwicklung des österreichischen Außenministeriums (BMEIA), Einblicke in die globale Ernährungsversorgung und nachhaltige Landwirtschaft. An der Veranstaltung nahmen auch rund 40 SchülerInnen der HBLFA für Landwirtschaft und Ernährung in Rotholz teil.
„Die Frage der globalen Ernährungssicherheit ist eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit. Dass Millionen Kinder, Frauen und Männer weltweit tagtäglich an Hunger und seinen Folgen leiden, liegt nicht an fehlenden Ressourcen, sondern daran, dass diese ungleich verteilt sind. Denn die natürlichen Ressourcen und das Wissen, um alle Menschen zu ernähren, sind, wie Studien zeigen, bereits heute vorhanden. Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, für eine sichere und gerechte Zukunft zu sorgen. Dafür braucht es gezielte Investitionen in Bildung, nachhaltige Landwirtschaft, Infrastruktur und Wertschöpfung vor Ort“, betont LRin Pawlata.
Mit Innovationen den Hunger beenden
Der Innovation Accelerator der Vereinten Nationen wurde 2016 in München eröffnet. Sein Ziel ist es, vielversprechende Innovationen und Lösungswege für eine Welt ohne Hunger zu unterstützen und im globalen Süden Menschen zu helfen. Im Rahmen seines Fachvortrags erläuterte Kowatsch, wie das gelingen kann und welche Projekte bereits vor Ort erfolgreich umgesetzt werden: „Wir unterstützen Projekte im globalen Süden und verbinden die Teams mit WFP-Programmen und Partnerinnen und Partner vor Ort. Ein Projektbeispiel sind Hydrokulturen, mit denen in Krisensituationen Nahrungsmittel lokal produziert werden können. Ein anderes, das auf digitale Innovation setzt, ist ‚SCOUT‘. Es basiert auf der Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Optimierung von Logistiknetzwerken. In der ersten Implementierung hat diese Innovation schon fünf Millionen Dollar eingespart, was wiederum mehr Hilfe für hungernde Menschen bedeutet.“
Botschafter Huber gab im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion einen Einblick in die österreichische Entwicklungszusammenarbeit: „Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit stellt sich den großen globalen Herausforderungen und Krisen unserer Zeit. Wir leisten dort Hilfe, wo sie am dringendsten nötig ist – nämlich direkt vor Ort. Rasche Hilfe vor Ort ist auch der wirksamste Beitrag, Menschen in ihrer Heimat bzw. ihrer Heimatregion eine Perspektive zu bieten und ein lebenswertes Umfeld zu schaffen.“. Dabei leistet Österreichs humanitäre Hilfe nicht nur einen unmittelbaren Beitrag, wie etwa durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, sondern will auch eine nachhaltige Entwicklung vor Ort sicherzustellen, indem etwa Saatgut und Technologie zur Verfügung gestellt wird.
Fördercall Ernährungssicherheit
Auch die aktuelle Förderung des Landes steht im Zeichen des Schwerpunkts Ernährungssicherheit. Im Juni dieses Jahres wurde ein Fördercall für Projekte ausgeschrieben, die partnerschaftlich von Menschen in den Zielländern umgesetzt werden und nachhaltig und selbständig weiterlaufen können. Insgesamt wurden zehn Projekte eingereicht, die nun von einem international besetzten ExpertInnengremium gesichtet werden.
Das Gesamtbudget der Entwicklungszusammenarbeit des Landes Tirol belief sich im Jahr 2023 auf rund eine halbe Million Euro, für Schwerpunktprojekte wie Ernährungssicherheit und Wasserversorgung standen rund 260.000 Euro zur Verfügung.
„Die internationale Entwicklungszusammenarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der außenpolitischen Tätigkeiten des Landes Tirol. Wir werden hier weiterhin aktiv wertvolle Projekte unterstützen und notwendige Gelder zur Verfügung stellen. Zugleich gilt es, auch die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle und wichtige Themen der Entwicklungszusammenarbeit zu informieren, wie nun mit dem Symposium zur Ernährungssicherheit“, sagt der für die Entwicklungszusammenarbeit zuständige LHStv Georg Dornauer.