- Verstärkter Austausch und laufende Vernetzung von Politik und Praxis im Fokus
- Land Tirol investiert rund 640.000 Euro in Gewaltpräventionsarbeit im Jahr 2024
Gewaltprävention ist Querschnittsaufgabe. Als solche betrifft sie unterschiedlichste Lebensbereiche und fällt in die Zuständigkeit verschiedenster Institutionen. Um die Expertise im Gewaltschutz zusammenzubringen, lud Soziallandesrätin Eva Pawlata diese Woche VertreterInnen aus der Praxis zum ersten gemeinsamen Austausch ins Landhaus in Innsbruck ein. Die ExpertInnengruppe Gewaltprävention zeichnet sich insbesondere durch ihre fachübergreifende Zusammensetzung aus: Die Mitglieder vertreten die Bereiche Opferschutz, TäterInnenarbeit, Polizei und Justiz sowie Krankenanstalten, aber auch die Bereiche Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche, ältere und alte Menschen, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Migrationshintergrund. Nach einer erfolgreichen ersten Kick-off-Veranstaltung sollen die Treffen künftig vierteljährlich stattfinden. Ziel ist, eine strukturierte Zusammenarbeit sowie laufende Vernetzung mit den verschiedenen SystempartnerInnen zu fördern. Seitens des Landes steht für das Jahr 2024 ein Fördervolumen von insgesamt rund 640.000 Euro für Maßnahmen im Bereich der Gewaltprävention zur Verfügung.
„Um eine koordinierte, informierte und effektive Reaktion auf Gewalt zu gewährleisten und langfristig sichere Gemeinschaften zu schaffen, brauchen wir den Austausch und die Vernetzung mit allen Stakeholdern. Mit der ExpertInnengruppe Gewaltprävention, die sich aus Mitgliedern aus den verschiedenen Themenbereichen zusammensetzt, können wir gezielt Informationen und Erfahrungen teilen und auf dieser Basis fundierte und ganzheitliche Ansätze im Bereich der Gewaltpräventionsarbeit entwickeln. Für Politik und Verwaltung ist dieses gebündelte fachübergreifende ExpertInnenwissen von großer Bedeutung. Zugleich ist es mir ein Anliegen, nahbare und zugängliche Politik zu betreiben und auch dazu trägt der regelmäßige Austausch in diesem Gremium bei“, betont die für Soziales und Kinder- und Jugendhilfe zuständige LRin Pawlata.
Für Sicherheitslandesrätin Astrid Mair steht Prävention und Aufklärung im Fokus: „Bereits in meinem früheren Beruf als Polizistin hatte ich viele Berührungspunkte mit Gewalt und Gewaltprävention. Um die Welt ein Stück weit gewaltfreier zu machen, müssen wir so früh wie möglich, also speziell bei Kindern und Jugendlichen, mit Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit ansetzen. Die strukturierte Zusammenarbeit sowie laufende Vernetzung der betroffenen Einrichtungen und Systempartner ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz im Bereich der Gewaltprävention und des Gewaltschutzes. Die ExpertInnengruppe bietet eine Plattform für den offenen und direkten Austausch. Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, eine umfassende, schnelle und effektive Unterstützung für Betroffene sicherzustellen, präventive Maßnahmen zu stärken und die Qualität der Hilfsangebote kontinuierlich zu verbessern.“
Gewaltprävention als Querschnittsmaterie
Während im Bereich der Gewaltprävention bereits einige Vernetzungsgremien zu spezifischen Themenbereichen bestehen, wird mit der ExpertInnengruppe Gewaltprävention nun auch die Politik verstärkt eingebunden. Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Gewaltpräventionsstelle des Landes als Koordinierungsstelle für bereits bestehende und künftige Gewaltpräventionsarbeit ein. Sie ist in der Abteilung Gesellschaft und Arbeit des Landes Tirol angesiedelt und wurde im Jahr 2021 als Drehscheibe aller im Bereich Gewaltprävention und Gewaltschutz tätigen Institutionen in Tirol eingerichtet. Neben der Koordination der Gewaltpräventionsarbeit des Landes zählt beispielsweise auch der Austausch und die Vernetzung mit internen und externen Einrichtungen sowie ein Überblick über bestehende Angebote im Bereich Gewaltprävention und Gewaltschutz (www.gewaltfrei-tirol.at) zu den Aufgaben der Gewaltpräventionsstelle.
Umfassende Maßnahmen zur Gewaltprävention
Darunter fallen beispielsweise Kampagnen gegen Gewalt an Frauen, Workshops für Jugendliche zur Gewaltprävention und für Mädchen zur Selbstbehauptung und -verteidigung, Trainingsprogramme für TäterInnen zur Beendigung von Gewalt oder Maßnahmen bei Gewalt in Kinderbetreuungseinrichtungen und im Alter. Aktuell fördert das Land Tirol insgesamt 16 Einrichtungen, die Gewaltpräventionsarbeit betreiben. Darüber hinaus stehen im Rahmen des Gewaltschutzes zusätzliche 1,5 Millionen Euro für Frauenhäuser und Schutzwohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung.
Seit Beginn des Jahres konnten bereits einige neue Maßnahmen umgesetzt werden: Anlässlich der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die jährlich vom 25. November bis 10. Dezember stattfindet, startete im vergangenen Jahr die Kampagne „Gleiche Chancen für SIE“, die bis Februar 2024 Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung zum Thema strukturelle Gewalt leistete. Zudem gelang die Fortführung des Tiroler Pilotprojektes „Housing First“, das wohnungslose, von häuslicher Gewalt betroffene Frauen unterstützt. In Lienz und Wörgl übersiedelte das Kinderschutzzentrum in neue, größere Räumlichkeiten. Im Bezirk Reutte wurde der weitere Ausbau der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Schulsozialarbeit beschlossen. Weitere Maßnahmen, wie die Einrichtung von tirolweit insgesamt sieben Schutzunterkünften für Frauen und deren Kinder, stehen unmittelbar vor der Umsetzung.