- Szenario: Hochwasser im Grenzgebiet Tirol-Bayern
- Fokus der Übung war Kommunikation und Informationsaustausch unter den Krisenstäben
Starke Niederschläge, die zu einem Hochwasser am Inn und weiteren Fließgewässern im Grenzgebiet zu Deutschland führen – überflutete Häuser, die evakuiert werden müssen – gesperrte Straßen und abgeschnittene Ortsteile: Dieses fiktive Szenario war die Grundlage einer kürzlich stattgefundenen Katastrophenübung der Bezirkshauptmannschaft Kufstein, gemeinsam mit dem Landratsamt Rosenheim (Bayern) und dem Kraftwerksbetreiber VERBUND. Dabei traten sowohl die Bezirkseinsatzleitung der BH Kufstein als auch die Krisenstäbe des Landratsamts Rosenheim und der VERBUND-Werksgruppe „Grenzkraftwerke“ zusammen, um Abläufe im Ernstfall und vor allem die Kommunikation zwischen den Krisenstäben zu üben.
„Naturkatastrophen wie etwa ein Hochwasser kennen keine Grenzen. Ein Szenario, wie es in der Übung angenommen wurde, fordert Einsatzkräfte und Behörden sowohl in Österreich als auch in Deutschland. Bei einem Hochwasser im Grenzgebiet spielt zudem eine sichere Betriebsführung der VERBUND-Wasserkraftwerke eine entscheidende Rolle. Umso wichtiger ist es, dass wir im Ernstfall eng zusammenarbeiten und das auch bereits vorab üben. Im Rahmen der aktuellen Übung haben wir erprobt, wie unsere Krisenstäbe bestmöglich miteinander kommunizieren, Lagebilder abstimmen und gemeinsame Maßnahmen treffen können – und das unter Hochdruck in möglichst kurzer Zeit. Alle drei übenden Stäbe haben gut zusammengearbeitet. Man kann immer noch besser werden, jedoch haben wir bereits einen wichtigen Grundstein für den möglichen Ernstfall gelegt und unsere Partnerschaft weiter gefestigt“, so BH Kurt Berek, der weiter ausführt: „Diese Übung war die erste in meiner Funktion als Bezirkshauptmann. Mein Dank gilt meinem gesamten Team und allen Mitübenden. Wir sind gut auf den Ernstfall vorbereitet. Auf unserem Erfolg ausruhen werden wir uns jedoch nicht und auch in Zukunft regelmäßig verschiedenste Szenarien üben.“
Auch für Sicherheitslandesrätin Astrid Mair stellen solche Übungen eine wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Krisen- und Katastrophenmanagement dar: „‘In Krisen Köpfe kennen‘ ist ein fundamentaler Leitspruch des Krisen- und Katastrophenmanagements. Je besser sich alle Akteurinnen und Akteure persönlich kennen und wissen, wie die jeweils andere Seite arbeitet, desto besser kann kommuniziert und desto schneller und effizienter können Maßnahmen im Sinne der Sicherheit der Bevölkerung umgesetzt werden. Es freut mich, dass wir in Tirol regelmäßig Übungen wie diese durchführen und auch eng mit unseren deutschen Nachbarn und den Betreibern kritischer Infrastruktur zusammenarbeiten.“
Laufender Austausch von Lageinformationen
Das Hochwasserszenario betraf nicht nur den Inn und seine Zubringer auf Tiroler Seite, auch nördlich der Grenze waren Einsatzkräfte und die Behörden gefordert. In der Übung galt es daher, die Informationen zur aktuellen Lage zwischen den Krisenstäben auszutauschen und jeweils zu ergänzen.
„Während der Hochwasserkatastrophe im Juni dieses Jahres, zeigte es sich wieder einmal, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Rosenheim und der Bezirkshauptmannschaft Kufstein auf Ebene der Feuerwehren hervorragend funktioniert. Ohne die Hilfe der Tiroler Kameraden wären die Schäden durch die Katastrophe im Bereich der Gemeinde Raubling nicht so schnell beseitigt worden. Was jedoch tatsächlich bislang noch nie geübt wurde, war die Zusammenarbeit zwischen den Krisenstäben. Die Übung mit dem Kraftwerksbetreiber VERBUND war hier der perfekte Anlass, um dies zu ändern. Die Rückmeldungen von Seiten der Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landkreises Rosenheim waren durchwegs positiv. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die grenzüberschreitende Hilfeleistung im Notfall zur Sicherheit aller weiter auszubauen“, so Rosenheims Landrat Otto Lederer.
Im Grenzgebiet zwischen Tirol und Deutschland betreibt VERBUND eine Kette von Wasserkraftwerken. Bei Hochwasser ist eine funktionierende Abstimmung mit den österreichischen und bayerischen Behörden für die sichere Betriebsführung entscheidend. „Die Krisenübung war aus VERBUND-Sicht ein wichtiger Schritt, um das Bewusstsein aller Beteiligten zu schärfen, wie die Betriebsführung von Wasserkraftwerken im Hochwasserfall funktioniert und unsere Handlungen für die Behörden nachvollziehbar zu machen. Entscheidend ist hier eine gemeinsame verständliche Sprache zu finden“, so Werksgruppenleiter Andreas Auer.
Entsprechend wurde im Rahmen der Übung auch erprobt, wie die Kommunikation zwischen den beiden behördlichen Krisenstäben und dem Krisenstab des VERBUND funktioniert. „Das Lagebild – also Informationen über die Situation im Krisengebiet – ist im Ernstfall die entscheidende Grundlage für Entscheidungen. Umso wichtiger ist es, dass sich im Krisenfall alle Beteiligten regelmäßig austauschen, ihre Lagebilder gegenseitig ergänzen und von der Expertise der anderen profitieren. Diese Kommunikation in der Stresssituation ist oft nicht leicht – bei der Übung hat das jedoch bereits gut funktioniert“, so Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement und Übungsbeobachter, abschließend.