- Neue Studie zeigt: Behandlung durch HerzMobil Tirol führt zu weniger Krankenhauswiederaufnahmen, verringerter Sterblichkeit und geringeren Kosten
- Programm wird laufend weiterentwickelt, um PatientInnen noch besser betreuen zu können
Bis zu 30.000 TirolerInnen leiden an einer Herzschwäche. Diese chronische Erkrankung ist oft mit wiederkehrenden Krankenhausaufenthalten und einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden. Um PatientInnen besser zu betreuen und Krankenhäuser zu entlasten, wurde in Tirol ab 2012 das integrierte Versorgungsprogramm HerzMobil Tirol entwickelt, welches seit 2017 in der Regelversorgung läuft. Das Programm ermöglicht es, PatientInnen mithilfe telemedizinischer Tools unabhängig vom Wohnort und außerhalb des stationären und ambulanten Krankenhausbereichs zu betreuen. Eine neue Studie zeigt nun, wie wirksam das Programm ist: PatientInnen mit einer schweren Herzschwäche, die durch HerzMobil Tirol betreut werden, müssen um 30 Prozent seltener erneut im Krankenhaus aufgenommen und behandelt werden. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu sterben um 60 Prozent im ersten Jahr. Gleichzeitig führt das Programm dazu, dass die Behandlungskosten und damit die Kosten für das Gesundheitssystem drastisch sinken.
Das Versorgungsprogramm HerzMobil Tirol wird vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) Tirol koordiniert und umgesetzt. Jährlich werden rund 350 PatientInnen nach ihrer Krankenhausentlassung durch HerzMobil Tirol versorgt. Finanziert wird HerzMobil Tirol durch Mittel des Landes Tirol, der Sozialversicherungsträger und Mittel aus dem Tiroler Gesundheitsfonds.
HerzMobil Tirol bringt vielfältige Vorteile für PatientInnen und Gesundheitssystem
PatientInnen, die an einer Herzinsuffizienz leiden, werden nach ihrem Krankenhausaufenthalt im Regelfall drei Monate über HerzMobil Tirol betreut. „Eine chronische schwere Herzschwäche – die sogenannte Herzinsuffizienz – bedeutet für Patientinnen und Patienten nicht nur eine kürzere Lebenserwartung, sondern auch eine beträchtliche Einschränkung der Lebensqualität und wiederholte Krankenhausaufnahmen. Mit dem Versorgungsprogramm HerzMobil Tirol haben wir ein österreichweites Vorzeigeprojekt implementiert, das nicht nur direkt betroffenen Patientinnen und Patienten, sondern auch dem Gesundheitssystem als Ganzes zugutekommt. HerzMobil Tirol verbessert die Lebensqualität und reduziert die Sterblichkeit sowie Krankenhauswiederaufnahmen. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten mit der Krankheit besser und länger leben können, Krankenhausbetten frei bleiben – wir also die Krankenhäuser entlasten – und Behandlungskosten gesenkt werden. Eine Win-Win-Situation, die mittlerweile auch von anderen Bundesländern übernommen wird. Damit zeigt sich einmalmehr, dass wir in Tirol mit dem Grundsatz ‚Digital vor ambulant vor stationär‘ den richtigen Weg eingeschlagen haben und diesen auch konsequent umsetzen“, erklärt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele und ergänzt: „HerzMobil Tirol ist eines von vielen integrierten Versorgungsprogrammen, die durch das Landesinstitut für Integrierte Versorgung umgesetzt werden. Unser Ziel ist es, eine zukunftsorientierte, qualitativ hochwertige und flächendeckende Gesundheitsversorgung sicherzustellen – insbesondere in den ländlichen Regionen Tirols. Das LIV Tirol ist dabei ein wichtiges Werkzeug.“ Mehr Informationen zu Versorgungsprogrammen des LIV Tirol finden sich in der Presseaussendung des Landes vom 31. August 2024.
Auch Bernhard Achatz, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in Tirol, zeigt sich von den vielfältigen Vorteilen durch HerzMobil Tirol begeistert: „Für die Österreichische Gesundheitskasse steht die bestmögliche Versorgung ihrer Versicherten im Mittelpunkt. Dementsprechend unterstützen wir den innovativen, telemedizinischen Ansatz von HerzMobil Tirol bereits seit Beginn und fördern dessen kontinuierliche Weiterentwicklung und bundesweite Implementierung. HerzMobil Tirol ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen kein Selbstzweck ist, sondern die Arbeit an und mit den Patientinnen und Patienten durch digitale Lösungen wesentlich effizienter und einfacher gestaltet werden kann. Die mithilfe moderner Technologie optimierte Zusammenarbeit zwischen den Spitälern, dem niedergelassenen Bereich und speziell geschulten Pflegefachkräften führt hier zu einem enormen Mehrwert – für Betreute, Betreuende und das gesamte Gesundheitssystem. Seit einigen Jahren ist HerzMobil Tirol in die Regelversorgung integriert, das heißt, für die Patientinnen und Patienten entstehen durch die Teilnahme keine zusätzlichen Kosten. Die betreuenden Netzwerkärztinnen und -ärzte können den Versorgungsaufwand direkt mit uns abrechnen.“
Gesundheitswerte immer im Blick dank moderner Technologien
Für HerzMobil Tirol sind aktuell 65 NetzwerkärztInnen und 17 Pflegepersonen im Einsatz. Bei der Betreuung über HerzMobil Tirol werden nicht nur Gesundheitswerte engmaschig überwacht, sondern die PatientInnen zudem bei einer Umstellung hin zu einem gesünderen Lebensstil unterstützt.
„Unsere Patientinnen und Patienten werden von einem multidisziplinären spezialisierten Team bestehend aus niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie spezialisierten Pflegekräften betreut. Zwei Landes-Koordinatorinnen unterstützen die Betreuung dieses Netzwerkes und sorgen für die erforderlichen Abstimmungen zwischen den Akteuren. Ein engmaschiges Netz, das durch die moderne Informationstechnologie erst möglich wird, sorgt für eine engmaschige Kontrolle der Patientinnen und Patienten. Bei Verschlechterung der Erkrankung kann also schnell reagiert werden. Auch sind Optimierungen bei der Medikation schrittweise möglich, ohne dass die zu Behandelnden eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen müssen. Ein eigens programmiertes Smartphone mit spezieller Handy-App hilft den Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsparameter an das Betreuungsteam zu übertragen. Befindlichkeit, Puls, Blutdruck, Gewicht sowie die Einnahme der Medikamente sind durch wenige Klicks direkt bei der spezialisierten Pflege hinterlegt. Damit kann das Betreuungsteam die Behandlung optimal auf die individuellen Bedürfnisse und die Erkrankung abstimmen“, erklärt der Leiter des LIV Tirol, Andreas Huber, und führt weiter aus: „Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt der Behandlung auch auf der Schulung von Erkrankten: Wir unterstützen auch unter Einbindung der Angehörigen dabei, den Umgang mit der Erkrankung, den Lebensstil, Essgewohnheiten sowie Bewegungseinheiten zu optimieren. Damit steigert sich die Lebenserwartung und -qualität zusätzlich.“
Weniger Krankenhauswiederaufnahmen – verringerte Sterblichkeit – geringere Kosten
Die vielfältigen Vorteile von HerzMobil Tirol wurden in einer Studie analysiert, in welcher über mehrere Jahre PatientInnen mit Herzinsuffizienz verglichen wurden, die entweder über HerzMobil Tirol oder in der Standardversorgung betreut wurden. Die Studie kommt dabei zu einem klaren Ergebnis, wie Gerhard Pölzl, Ärztlicher Leiter von HerzMobil Tirol, berichtet: „Patientinnen und Patienten mit einer Herzinsuffizienz müssen mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent innerhalb eines Jahres nach Erstbehandlung aufgrund eines verschlechterten Zustands erneut im Krankenhaus aufgenommen werden, 25 Prozent sterben innerhalb dieses ersten Jahres. Sowohl die Krankenhauswiederaufnahmen als auch die Sterblichkeit sinken durch die Teilnahme an HerzMobil Tirol. Konkret verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Krankenhausaufnahme innerhalb des ersten Jahres um rund 30 Prozent, die Sterblichkeit sinkt sogar um 60 Prozent.“ Nur mehr jede/r vierte PatientIn, die über HerzMobil Tirol betreut wird, muss innerhalb eines Jahres erneut im Krankenhaus aufgenommen werden. Lediglich jede/r Zehnte verstirbt innerhalb eines Jahres an der Herzinsuffizienz.
Neben der Reduktion der Krankenhauswiederaufnahmen und der Sterblichkeit, werden gleichzeitig auch Behandlungskosten reduziert: „Durch die gesunkenen Krankenhauswiederaufnahmen reduzieren sich auf ein Jahr betrachtet die Gesamtkosten zur Behandlung der Erkrankung signifikant. Im Schnitt spart sich das Gesundheitssystem durch HerzMobil Tirol pro erkrankter Person insgesamt fast 1.000 Euro pro Jahr“, so Pölzl.
Weiterentwicklung durch Ampelsystem
Das Erfolgskonzept HerzMobil Tirol wird stetig weiterentwickelt. Mit einem neuen Ampelsystem für die teilnehmenden NetzwerkärztInnen soll die Qualität der Therapie und insbesondere die Einstellung der Medikamente weiter verbessert werden. „Das Ampelsystem zeigt den behandelnden Ärztinnen und Ärzten täglich die Qualität der aktuellen Therapie. Damit kann noch zielgerichteter reagiert und optimiert werden. Um auch wissenschaftlich zu überprüfen, ob wir mit diesem neuen System noch effizienter arbeiten können, starten wir aktuell eine neue Studie in Tirol und der Steiermark“, erklärt Pölzl. Gesundheitslandesrätin Hagele ergänzt abschließend: „Wie sich zeigt, ist HerzMobil Tirol bereits jetzt ein Vorzeigemodell für die integrierte Versorgung. Wichtig ist jedoch, sich nie auf dem Erfolg auszuruhen, sondern konsequent weiterzuarbeiten, um die Versorgung weiter zu verbessern und Krankenhäuser zu entlasten.“