LH Mattle: „Gewalt kann und darf nie Antwort sein"

Land schafft weitere Schutz- und Unterkunftsmöglichkeiten

  • Land Tirol setzt Schwerpunkt im Vorfeld des Weltfrauentags am 8. März
  • Künftig vier Frauenhäuser in Tirol: weiteres Frauenhaus im Tiroler Unterland
  • Nach Fertigstellung können 34 Frauen sowie 41 Kinder Schutz in den Frauenhäusern finden
  • 2022: 134 Frauen und 96 Kinder über Frauenhäuser betreut
  • Landesregierung beschloss 2,2 Millionen Euro jährlich für 2023 bis 2025 für Frauenschutz- und Frauenberatungseinrichtungen

    Wenn Frauen in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher sind, dann sind Opferschutzeinrichtungen wie Frauenhäuser für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder wichtige Zufluchtsstätten. Insgesamt gibt es in Tirol derzeit im Raum Innsbruck zwei Frauenhäuser. Im Tiroler Oberland soll ein weiteres im Laufe des ersten Halbjahres eröffnet werden. Auf Antrag von Soziallandesrätin Eva Pawlata beschloss die Tiroler Landesregierung heute, Dienstag, dass nun ein weiteres Frauenhaus in Tiroler Unterland entstehen und vom Verein „Dowas für Frauen“ noch heuer umgesetzt werden soll. Es bietet künftig mindestens fünf gewaltbedrohten Frauen und fünf Kindern Platz. Außerdem beschloss die Landesregierung rund 5,1 Millionen Euro von 2023 bis 2025 pro Jahr für Beratungs-, Betreuungs- und Wohnangebote im Bereich der Mindestsicherung – darunter allein für Frauenberatungs- und Frauenschutzeinrichtungen 2,2 Millionen Euro – bereitzustellen. Die Beschlüsse werden dem Tiroler Landtag zur Genehmigung vorgelegt.

    „Gewalt kann und darf nie die Antwort sein. Während Beratung und Aufklärung wesentliche Säulen in der Gewaltprävention darstellen, sind es vor allem auch Frauenhäuser und andere Opferschutzeinrichtungen, die betroffenen Frauen und deren Kindern im Akutfall Schutz und Sicherheit bieten. Mit dem heutigen Beschluss bauen wir das dezentrale Angebot weiter aus – künftig können mit den Frauenhäusern im Ober- und Unterland 34 Frauen und 41 Kinder in einem der vier Frauenhäuser in Tirol Schutz finden“, sagt LH Anton Mattle. „Gerade beim Thema Gewalt ist es wesentlich, dass alle an einem Strang ziehen – von der Polizei, der Kinder- und Jugendhilfe, dem Gewaltschutz-Zentrum, der Klinik und den Beratungs- und Schutzeinrichtungen selbst. Wir können in Tirol bereits ein umfassendes Schutznetz aufweisen, das es dennoch weiter auszubauen gilt. Denn solange es Gewalt gegen Frauen gibt, müssen wir weiter daran arbeiten, präventiv tätig zu sein, sie bestmöglich zu schützen und betroffenen Frauen und deren Kindern jene Unterstützung zukommen so lassen, die sie unter ohnehin schwierigsten Bedingungen benötigen“, ist auch LHStv Georg Dornauer überzeugt.

    Insgesamt stehen derzeit 24 Plätze für Frauen sowie 29 für Kinder bei den Frauenhäusern (Tiroler Frauenhaus und „Frauen helfen Frauen“) im Raum Innsbruck zur Verfügung. Diese Einrichtungen verfügen auch über Übergangswohnungen („Betreutes Wohnen“), wo zudem aktuell 20 Plätze für Frauen und 36 Plätze für Kinder bereitstehen. Weitere Übergangswohnungen gibt es beim Frauenzentrum Osttirol (drei Plätze für Frauen und sechs für Kinder) sowie bei „EVITA“ (sieben Plätze für Frauen und zwölf für Kinder).

    „(Häusliche) Gewalt geht uns alle etwas an“

    Das erste Frauenhaus wurde in Tirol 1981 eröffnet. Allein im Jahr 2022 wurden 107 Frauen und 70 Kinder über das Frauenhaus Tirol sowie 46 Frauen und 46 Kinder über „Frauen helfen Frauen“ betreut. „Jede Frau, die in ihrem unmittelbaren Umfeld von Gewalt betroffen ist, ist eine zu viel. Die Tiroler Frauenhäuser leisten hier seit Jahren einen unverzichtbaren Beitrag im Sinne der schnellen und unbürokratischen Hilfe und Unterstützung. Häusliche Gewalt ist nach wie vor Realität und wir müssen uns ihr stellen – jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen: Die eigenen vier Wände gelten als privat und intim – nicht jedoch, wenn es um (häusliche) Gewalt geht; sie geht uns alle etwas an. Die häusliche Gewalt passiert oft ‚im Stillen‘, weshalb wir noch genauer hinsehen und die Gesellschaft sensibilisieren müssen“, ist LRin Pawlata überzeugt.

    36 MitarbeiterInnen in den Frauenhäusern

    „Ich freue mich, dass wir mit dem heutigen Beschluss künftig noch mehr Frauen und Kindern in Tirol Schutz bieten können – wenn auch der beste Schutz die Gewaltfreiheit wäre“, sagt die Soziallandesrätin. „Bei einer Vollauslastung der Frauenhäuser in Tirol bemühen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um eine Weitervermittlung an andere Einrichtungen bzw. um andere Lösungen – auch bundesländerübergreifend. Ich danke allen Beteiligten und auch den Einrichtungen in den anderen Bundesländern, dass hier stets das Wohl der Betroffenen im Fokus steht und oftmals mehrere Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit die Sicherheit gewährleistet werden kann.“ Insgesamt sind in den Frauenhäusern in Tirol 36 MitarbeiterInnen auf unterschiedlicher Stundenbasis beschäftigt (22 Personen beim Tiroler Frauenhaus, 14 Personen bei „Frauen helfen Frauen“).

    2023 bis 2025: eine Million Euro pro Jahr für Frauenhäuser im Raum Innsbruck

    Von dem eingangs erwähnten Budget stehen ab dem Jahr 2023 über eine Million Euro allein für das Tiroler Frauenhaus, das auch künftig das Frauenhaus im Oberland betreibt, zur Verfügung. Die Initiative „Frauen helfen Frauen“, die das zweite Frauenhaus im Raum Innsbruck betreibt, erhält über 254.000 Euro. An den Verein „Dowas für Frauen“ gehen pro Jahr rund 828.000 Euro (inklusive einer heute beschlossenen Budgeterhöhung für das Frauenhaus Unterland in Höhe von 270.000 Euro), an das Frauenzentrum Osttirol rund 79.000 Euro und an den Verein „EVITA“ rund 98.000 Euro.

    Förderungen für Sozial- und Beratungseinrichtungen in Tirol

    Weiters erhalten von den insgesamt rund 5,1 Millionen Euro für die Jahre 2023 bis 2025 der Verein „Dowas“ pro Jahr über 1,3 Millionen Euro sowie der Verein für Obdachlose rund 1,5 Millionen Euro. „Alle geförderten Institutionen bieten den Menschen in unterschiedlichen Krisensituationen und Notlagen Hilfe und Unterstützung. Sie sind für Tirols Sozialnetz unverzichtbar – vor allem für jene, die ihre Hilfe brauchen“, sagt LH Mattle und verweist auf eine weitere Förderung: 1,24 Millionen Euro werden bis 2025 pro Jahr der Schuldenberatung Tirol gemeinnützige GmbH zur Verfügung gestellt.

    „Die aktuelle Teuerung bringt vielen Menschen nicht nur finanzielle Sorgen, sondern treibt auch einige von ihnen in Schulden – was wiederum nicht selten Auslöser für Gewalt und Überforderung sein kann. Die Schuldenberatung übernimmt eine wichtige Aufgabe, indem sie Betroffenen die Realität und mögliche Auswege vor Augen führt“, sagt LH Mattle. Die Schuldenberatung bietet an den drei Standorten Innsbruck, Imst und Wörgl ihre Beratungsleistungen an. Diese beziehen sich unter anderem auf die Schuldenregulierung sowie die Vertretung vor Gericht bei einem Privatkonkurs.


    Factbox

     Aktuelle Plätze

    • Tiroler Frauenhaus und Initiative „Frauen helfen Frauen“: 24 Plätze für Frauen und 29 für Kinder in zwei Frauenhäusern im Raum Innsbruck; zudem 20 Plätze für Frauen und 36 Plätze für Kinder in 17 Übergangswohnungen („Betreutes Wohnen“)
    • Frauenzentrum Osttirol: 3 Plätze für Frauen, 6 Plätze für Kinder
    • EVITA: 7 Plätze für Frauen, 12 Plätze für Kinder
    • Künftiges Frauenhaus Oberland: 5 Plätze für Frauen, 7 Plätze für Kinder
    • Künftiges Frauenhaus Unterland: 5 Plätze für Frauen, 5 Plätze für Kinder

    Tiroler Frauenhaus (inkl. „Betreutes Wohnen“) im Jahr 2022

    • Insgesamt 16.028 Nächtigungen (2021: 15.005): 10.301 Nächtigungen im Schutzhaus, insgesamt 5.727 Nächtigungen im Rahmen des „Betreuten Wohnens“
    • 107 Frauen und 70 Kinder wurden betreut
    • Im Jahr 2022 mehr Frauen mit Behinderung (physisch, psychisch, mit Sinnesbehinderung, Lernbehinderung, Mehrfachbehinderung oder suchterkrankt) im Frauenhaus aufgenommen, betreut oder beraten. Im Schutzhaus wurden insgesamt 18 Frauen mit Behinderungen (not-) aufgenommen, und in der Beratungsstelle 19 Frauen beraten.
    • Beratungsstelle Frauenhaus: 2.435 Beratungen (telefonisch, persönlich und per E-Mail); bei der Nachbetreuung fanden insgesamt 246 Nachbetreuungskontakte in unterschiedlicher Art und Intensität statt.
    • Beratung „Betreutes Wohnen“: 767 Beratungskontakte

    Initiative „Frauen helfen Frauen“ im Jahr 2022

    • Frauenhaus 2.335 Nächtigungen von Frauen, 2.614 Nächtigungen von Kindern; Betreutes Wohnen insgesamt 5.991 Nächtigungen von Frauen sowie 6.540 Nächtigungen von Kindern
    • Frauenhaus: 27 Frauen und 26 Kinder wurden betreut
    • Übergangswohnungen: 19 Erwachsene (Frauen und Kinder über 18 Jahre) und 20 Kinder wurden betreut
    • 291 Beratungsstunden von „Frauen helfen Frauen“, 4.132 Tätigkeiten wie Behördenkontakte, Zielgespräche oder tägliche Auskünfte

    Mehr Informationen zum Frauenhaus Tirol finden sich auf der Website unter www.frauenhaus-tirol.at. Eine Kontaktaufnahme ist zu den dort angeführten Öffnungszeiten der Beratungsstelle in der Adamgasse oder rund um die Uhr per E-Mail (wohnen@frauenhaus-tirol.at) oder per Telefon (0512 342 112) möglich.

    Mehr Informationen zum Frauenhaus des Vereins „Frauen helfen Frauen“ finden sich unter www.fhf-tirol.at/frauenhaus. Die erste Anlaufstelle ist das „Frauenzentrum“, das per E-Mail (info@fhf-tirol.at) oder per Telefon (0512 580 977) von Montag bis Donnerstag von 9 bis 14 Uhr erreichbar ist.