- Thema: Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Euregio und Gemeinden
- Startschuss für Denkschmiede EuregioLab zum Thema KI
Tradition und Moderne im Dorf der Denker: Der diesjährige Tiroltag beim Europäischen Forum Alpbach wagt einmal mehr den Spagat zwischen Altem und Neuem. Nach der Eröffnung des Europäischen Forums Alpbach und dem traditionellen Landesüblichen Empfang am Kirchplatz in Alpbach im Beisein des aktuellen Euregio-Präsidenten und Landeshauptmann von Südtirol, Arno Kompatscher, Tirols Landeshauptmann Anton Mattle und LH Maurizio Fugatti aus dem Trentino stand heute, Sonntag, das Thema Künstliche Intelligenz (KI) sowie deren Chancen aber auch Herausforderungen für die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und die Gemeinden im Mittelpunkt. Im Rahmen des Euregio Summit im Congress Centrum Alpbach diskutierten ExpertInnen über Möglichkeiten und Herausforderungen von KI im öffentlichen Bereich. Inhalt der Diskussionsrunde waren dabei nicht nur ethische Fragen, Sicherheitsaspekte und Auswirkungen der KI auf die Gesellschaft, sondern auch, inwiefern die Künstliche Intelligenz konkret gerade in der öffentlichen Verwaltung und auf Gemeindeebene eingesetzt werden kann.
Auch das EuregioLab – die Denkschmiede der Europaregion – beschäftigt sich in den kommenden Tagen mit dem Thema. Heutiger Tenor: Die Künstliche Intelligenz bietet Chancen für die gesamte Europaregion, muss aber kritisch hinterfragt und reglementiert werden.
KI zwischen Chancen und Herausforderungen
Ob digitale Sprachassistenten, ChatGPT, Smart Home oder Musikstreaming – KI ist bereits ein fester Bestandteil im Alltag. Damit hat sie auch Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Ethik.
Der Euregio-Präsident und Landeshauptmann von Südtirol, Arno Kompatscher, ist überzeugt: „Künstliche Intelligenz ist wie viele Umbrüche zuvor: Man kann sie mit großer Sorge oder mit optimistischer Begeisterung betrachten. Der gesunde Weg liegt dazwischen. Wir Anwender bauen darauf, dass Experten und internationale Standards die KI in die richtigen Bahnen lenken. KI kann unser Leben in vielen Bereichen verbessern und sogar Probleme lösen, die wir heute noch gar nicht kennen. Dafür braucht es eindeutige Vorgaben, an denen wir auf allen Entscheidungsebenen arbeiten müssen. Eine Haltung von ‚Schauen wir mal, dann sehen wir schon‘ kann gefährlich sein, denn die kalte Logik der KI macht keine Kompromisse. Deshalb dürfen wir den menschlichen Faktor nie aus den Augen verlieren.“
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle erklärt: „Künstliche Intelligenz ist mit Risiken und Gefahren verbunden, denen wir uns stellen müssen, um die Nutzung dieser Systeme in sichere Bahnen zu lenken. Es gilt ethische und gesellschaftliche Fragen zu berücksichtigen und potenzielle Risiken zu erkennen. Mit der Strategie der Bundesregierung für Künstliche Intelligenz wurde dazu in Österreich bereits ein wichtiger Schritt gesetzt. Genauso wie wir die potenziellen Probleme und Herausforderungen sehen und ernstnehmen müssen, dürfen wir uns aber auch nicht den Möglichkeiten der KI verwehren. Wir müssen mutig sein, diese neue Technologie – die schließlich hier ist und auch nicht mehr verschwinden wird – anzunehmen und für uns zu nutzen. Die Anwendungsvielfalt spiegelt sich nicht nur in hochmodernen Smart Homes oder Apps wider – auch Tiroler Unternehmen und Gemeinden und damit direkt die Bürgerinnen und Bürger können von KI profitieren. Die Euregio Days am Europäischen Forum Alpbach bieten einmal mehr die Gelegenheit, sich über ein für unsere Zukunft relevantes Thema auszutauschen, Anwendungsbeispiele vorzustellen, miteinander zu diskutieren und schlussendlich Grundsätze für ein weiteres Vorgehen zu diskutieren“, erklärt.
Landeshauptmann Maurizio Fugatti aus dem Trentino ist überzeugt: „Dank ihrer Kompetenzen werden die Euregio-Länder die Chancen dieser Herausforderung für die Menschheit nutzen können: „eder von uns – Bevölkerung, Unternehmen, öffentliche Verwaltungen – ist aufgerufen, sich der KI voll bewusst zu sein.“ KI-Forschung im Trentino habe, so LH Fugatti, vor vierzig Jahren begonnen und führe durch die Stiftung Bruno Kessler zu konkreten Lösungen für Landwirtschaft und produzierendes Gewerbe.
Andreas Treichl, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, führt aus: „Das Forum Alpbach ist seit 1945 der Ort, an dem die innovativsten Köpfe aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um an Lösungen für die wichtigsten Themen der Zeit zu arbeiten. Künstliche Intelligenz zählt eindeutig dazu, gerade auch weil es ein weiteres Feld ist, in dem Europa leider hinter die USA und auch China zurückgefallen ist. Umso wichtiger ist es, fortschrittliche Projekte in diesem Bereich aus der Region Tirol-Südtirol-Trentino auch auszuzeichnen. Die Diskussionen bei den Euregio Days zeigen auf, dass es bei dieser neuen Entwicklung nicht nur um wirtschaftliche Fragen geht, sondern auch um gesellschaftliche Herausforderungen. Seit vielen Jahrzehnten verbindet das European Forum Alpbach Vision und Erfahrung, Tradition und Moderne sowie Expertinnen und Experten und die Talente von morgen – ich bin stolz darauf, dass wir das gemeinsam auch dieses Jahr wieder eindrucksvoll bewiesen haben.“
Praxisbeispiel: Digitaler Datenraum des Planungsverbandes Lienz und Umgebung
Ein mögliches Anwendungsbeispiel von KI im kommunalen Gebrauch lieferte im Rahmen des Euregio Summits Stefan Clara, Bürgermeister von Amlach, der das Projekt „Digitaler Datenraum“ des Planungsverbands 36, Lienz und Umgebung, vorstellte.Ziel des Projektes ist es, die umfassenden Datenbestände von öffentlichen Einrichtungen unter anderem zu Wasserversorgung, Energie oder Mobilität als Echtzeitdaten auf einer Datenplattform zusammenzuführen. Mit Hilfe von KI können diese großen Datenmengen von kommunalen Einrichtungen genutzt und in Folge Einsparungen vorgenommen werden. „Sammle ich etwa umfassende Daten über Wetter, Straßenverhältnisse und Verkehr, kann ich im Winter mittels KI genau berechnen, wie viel Streusalz verwendet werden muss“, erklärt Bürgermeister Clara und führt weiter aus: „Wir haben es selbst in der Hand, wie wir mit KI umgehen. Für die Gemeinden geht es um die Daseinsvorsorge, also stellt sich die Frage nicht, ob wir es wollen, es ist unsere Pflicht uns der Thematik anzunehmen.“
„Im 21. Jahrhundert sind Daten wichtiger denn je – mithilfe von KI können wir große Datenmengen verarbeiten und daraus Schlüsse ziehen, die uns in vielen Bereichen weiterhelfen können“, so LH Mattle, der im Zuge dessen auch auf das Projekt datahub.tirol – eine Initiative des Landes Tirol, die von der Standortagentur Tirol abgewickelt wird – verweist. Hierbei werden Daten unter Wahrung des Datenschutzes und der Datensouveränität in einem virtuellen Raum zur Verfügung gestellt, um sie heimischen Unternehmen oder Institutionen zugänglich zu machen. „Beispiele wie diese zeigen, dass KI – sofern unter Einhaltung eines kontrollierten Regelwerks verwendet – eine Bereicherung bieten kann. Gleichzeitig gilt es, als Wirtschaftsstandort Tirol eine so wichtige Entwicklung nicht zu verpassen. Entsprechend fördern wir auch Unternehmen, die KI für sinnvolle Projekte einsetzen“, führt LH Mattle aus. So wurden im Rahmen der Technologieförderung des Landes Tirol in den Jahren 2023 und 2024 bisher 32 Projekte mit KI-Bezug mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro gefördert.
Startschuss EuregioLab
Der heutige Tiroltag stellt zugleich den Startschuss für das EuregioLab dar. Der Think Tank, bestehend aus rund 20 ExpertInnen aus Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Technologietransfer sowie Zivilgesellschaft aus der Euregio, wird vom Europarechtsexperten Professor Walter Obwexer geleitet und beschäftigt sich in den kommenden Tagen mit den Herausforderungen und Chancen der KI in der Euregio.
„Unsere Aufgabe ist es, uns mit den vielen Fragen rund um KI – von ethischen und sicherheitstechnischen Herausforderungen bis zu konkreten Anwendungsmöglichkeiten – auseinanderzusetzen. Daraus sollen konkrete Vorschläge resultieren, wie KI in der Euregio, den Ländern den Gemeinden effizient, sicher und kontrolliert genutzt werden kann“, so Obwexer.