- Großer Anteil an Wohnungen ohne Haupt- und Nebenwohnsitzmeldung, zudem Nachhaltigkeit und Leistbarkeit zentrale Themen
- Forschungskooperation des Landes Tirol mit Universität Innsbruck
Wie hat sich der Wohnungsbestand in Tirol in den vergangenen Jahren verändert? Welchen Wohnbedarf hat die Tiroler Bevölkerung aktuell und in Zukunft? Wie viele Wohnungen müssen in den kommenden Jahren gebaut werden, um bedarfsgerecht zu handeln?
Fragen wie diese liegen im Fokus der aktuell laufenden „Bedarfsstudie Wohnen in den Tiroler Regionen und Gemeinden – BEST“. Sie wird in Kooperation des Landes Tirol mit dem Institut für Geographie der Universität Innsbruck durchgeführt. Nachdem die Wohnbedarfsstudie im Herbst 2023 von Wohnbaureferent LHStv Georg Dornauer in Auftrag gegeben wurde, liegen nun erste Zwischenergebnisse vor. Dazu fand heute, Montag, ein Runder Tisch im Landhaus statt. Es wurden die Zwischenergebnisse präsentiert und gemeinsam analysiert sowie über verschiedene Entwicklungsszenarien und Handlungsempfehlungen diskutiert. Die Ergebnisse des Runden Tisches fließen in das Projekt mit ein und die Studienergebnisse werden im Herbst 2024 veröffentlicht.
„Mir ist wichtig, bei einem der zentralsten Themen in unserer Landespolitik alle Parteien an einen Tisch zu holen und gemeinsam mit der Wissenschaft, zahlreichen Expertinnen und Experten und unseren Bürgermeistern, fachlich, sachlich und aufbauend auf validen Zahlen, Daten und Fakten, die notwendigen Weichen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu stellen", erklärt LHStv Dornauer und führt weiter aus:
„Um über die Zukunft nachdenken zu können und Maßnahmen zu setzen, müssen wir zunächst den Ist-Stand erheben. Mit der aktuell laufenden Wohnbedarfsstudie tun wir genau das: Wir haben einerseits zahlreiche qualitative Interviews geführt, und andererseits erheben wir die Entwicklungen der letzten zehn Jahre sowie das zu erwartende Bevölkerungswachstum mittels Daten der Statistik Austria. Somit können wir sicherstellen, dass wir den vielfältigen Wohnbedürfnissen und unterschiedlichen Lebensrealitäten der Tirolerinnen und Tiroler gerecht werden und nicht am Bedarf ‚vorbei bauen‘. Auch die Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Bauen spielen eine große Rolle. Die aktuellen Zwischenergebnisse zeigen uns bereits einige Entwicklungen auf.“
Statistische Auswertungen: 77.000 Wohnungen in Tirol ohne Haupt- oder Nebenwohnsitzmeldung
In Tirol gibt es mit Stand 2023 439.577 Wohnungen – das sind rund 14 Prozent mehr als noch im Jahr 2014. Pro Jahr wächst der Wohnungsbestand damit um rund 6.000 Wohnungen an. „Unsere ersten Auswertungen zeigen, dass aktuell bei nur rund 77 Prozent der Tiroler Wohnungen eine Hauptwohnsitzmeldung vorliegt. Bei den restlichen Wohnungen liegt entweder eine Nebenwohnsitzmeldung vor oder – Großteils – gibt es gar keine vorhandenen Meldungen. Bei diesen aktuell rund 77.000 Wohnungen in Tirol handelt es sich etwa um Ferienwohnungen, Spekulationsobjekte, Wohnungen für die Eigennutzung oder auch völlig unbewohnte Wohnungen“, erklärt der Leiter der Wohnbedarfsstudie Christian Obermayr von der Universität Innsbruck. „Das sind zwischenzeitliche Erkenntnisse die bestätigen, dass wir hier rasch und zielgerichtet politisch gegensteuern müssen“, so LHStv Dornauer.
In den vergangenen Jahren nahmen vor allem Wohnungen ohne Hauptwohnsitzmeldungen zu. Dieser Trend ist in allen Tiroler Bezirken, insbesondere aber in der Landeshauptstadt Innsbruck zu beobachten. „Jährlich gründen sich in Tirol rund 1.900 neue Haushalte, die eine Wohnung benötigen. Setzt sich allerdings die Entwicklung der letzten 10 Jahre fort, wird der Wohnungsbestand bis 2033 um rund 56.000 Wohnungen wachsen“, erklärt der Vorstand der Abteilung Wohnbauförderung, Otto Flatscher. Für Wohnbaureferent LHStv Dornauer ist klar: „Unser Ziel muss sein, bedarfsorientiert zu bauen, das vorhandene Potential in Tirol zu nutzen sowie Leerstand und Spekulation mit wertvollem Wohnraum Einhalt zu gebieten.“
Wohnbedarf bei jungen Familien und Erwachsene sowie Personen in Notlagen
Für die Wohnbedarfsstudie wurden bereits Interviews mit ExpertInnen, Stakeholderworkshops und Gemeindebefragungen durchgeführt. Zudem wurde eine Analyse der Wohnsituation und Bedarfsschätzung anhand einer statistischen Auswertung angestellt. Die durchgeführten Interviews zeigen erste Tendenzen: „Am meisten Wohnbedarf haben junge Familien, junge Erwachsene und Personen in Notlagen. Zentrale Themen rund um das Thema Wohnen sind zudem Leistbarkeit und Leerstand in allen Regionen. Auch der Traum vom Einfamilienhaus lebt nach wie vor, ist aber für viele nicht mehr leistbar. Zudem ist Nachhaltigkeit im Wohnbau ein sehr wichtiges Thema“, so Studienleiter Obermayr. Insgesamt werden für die Studie 77.500 Euro vonseiten des Landes bereitgestellt.