Selbstbestimmung im Fokus

LRin Pawlata auf Osttirol-Besuch

  • Austausch zu Neustrukturierung der Lebenshilfe mit Verantwortlichen und Angehörigen
  • Kunstwerkstatt Lienz als beispielhafte inklusive Schnittstelle
  • Weitere Stationen: Bezirkshauptmannschaft Lienz und Themenabend „Gewaltfrei leben“

Diese Woche war Landesrätin Eva Pawlata in Osttirol unterwegs. Im Zentrum stand dabei der Austausch mit der Lebenshilfe: Sie betreibt in Osttirol derzeit sechs Arbeitsstandorte für 154 Menschen mit Behinderungen. Nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung, der rechtlich in der UN-Behindertenkonvention verankert ist, wird auch im Tiroler Teilhabegesetz (TTHG) unter anderem der Ausbau bedarfsgerechter Tagesstrukturangebote und die Verkleinerung von Einrichtungen der Behindertenhilfe forciert. Daher müssen auch die Arbeitsangebote der Lebenshilfe sukzessive neu strukturiert werden. Dazu tauschte sich LRin Pawlata sowohl mit Lebenshilfe-Regionalleiter Thomas Niederwieser als auch im Anschluss mit Angehörigen von KlientInnen der Lebenshilfe aus.

Ein gelungenes Beispiel für ein inklusives Arbeitsprojekt ist in Lienz die Kunstwerkstatt der Lebenshilfe. Dort arbeiten 15 KlientInnen, zugleich ist eine öffentliche Galerie integriert. In der Kunstwerkstatt traf LRin Pawlata Thomas Baumgartner, der selbst Maler und Klient ist und darüber hinaus als Regionalsprecher der Lebenshilfe in Osttirol fungiert. Als solcher hatte er im Juni dieses Jahres auch die Tiroler Delegation bei ihrer Studienreise nach Schottland begleitet.

In Lienz tauschte sich LRin Pawlata außerdem mit der neuen Bezirkshauptfrau Bettina Heinricher sowie mit den ReferatsleiterInnen und MitarbeiterInnen des Sozial- und Kinder- und Jugendhilfereferats aus. Am Abend besuchte die Landesrätin schließlich noch die Veranstaltung „Gewaltfrei leben“, die Teil der vom Regionsmanagement Osttirol gemeinsam mit dem AufBauWerk, den Mannsbildern, dem Frauenzentrum Osttirol, dem Frauenberufszentrum Osttirol und dem Lernzentrum der UMIT Tirol organisierten Gleichstellungskampagne #machkeinenUnterschied ist.

Inklusion gemeinsam vorantreiben

„Inklusion bedeutet, die Bedürfnisse und Entscheidungen einer Person in den Mittelpunkt zu stellen. Damit sind in der Behindertenhilfe zahlreiche Herausforderungen verbunden: Geeigneter Wohnraum wird genauso benötigt wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche die entsprechenden Unterstützungsleistungen erbringen. Wir sind in der Tiroler Behindertenhilfe bereits gut aufgestellt, doch erst am Ziel, wenn alle Menschen im Alltag, beim Wohnen, der Arbeit und Freizeit die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben. Diesen Weg können wir nur gemeinsam gehen, daher ist mir der Austausch mit Trägern wie der Lebenshilfe aber auch mit Klientinnen und Klientinnen sowie Angehörigen wichtig. Wir nehmen ihre Sorgen und Ängste ernst“, betont LRin Pawlata. Seitens des Landes wird derzeit – unter Einbindung aller Stakeholder der Behindertenhilfe – am Tiroler Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) für die Behindertenhilfe 2025-2032 gearbeitet.

In Osttirol ist die Lebenshilfe derzeit dabei, neue Arbeitsstandorte zu finden. „Gemäß der Vorgaben des Tiroler Teilhabegesetzes schaffen wir im Bereich Tagesstruktur kleinere Einheiten, die zugleich eine flexiblere und individuellere Begleitung der Klientinnen und Klienten möglich machen. Im Fokus stehen dabei immer die eigenen Entscheidungen der Klientinnen und Klienten, die in diesen Prozess eng eingebunden sind“, erklärt Regionalleiter Niederwieser, der im ständigen Dialog mit den KlientInnen und deren Angehörigen steht.

Werkstatt und Galerie in einem

Das Format der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe in der Mühlgasse in Lienz ist österreichweit einzigartig: Die KünstlerInnen der Lebenshilfe, die hier ausstellen, haben sich dadurch vielfach bereits einen Namen gemacht. Zugleich stellen in der Kunstwerkstatt externe KünstlerInnen aus und sie wird als Veranstaltungslokal genutzt. Pro Jahr finden in der Galerie etwa fünf Ausstellungen statt.

Sensibilisierung gegen Gewalt

Im Rahmen der Veranstaltung „Gewaltfrei leben“ las Autorin Eva Reisinger aus ihrem Buch „Männer töten“. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion statt, bei der erörtert wurde, wie Gewaltprävention gelingen und patriarchale Strukturen sowie damit verbundene überholten Rollenbilder aufgebrochen werden können. Für LRin Pawlata sind Sensibilisierungsaktionen wie diese essentiell: „Um gegen Gewalt vorzugehen, braucht es ein gemeinsames Engagement auf vielen Ebenen. Ein wichtiger erster Schritt hierbei ist Aufklärung und Bewusstseinsbildung.“. Seitens des Landes wurde zuletzt die Kampagne „Gleiche Chancen für SIE. Gegen strukturelle Gewalt“ durchgeführt. Im Rahmen des Gewaltschutzes stehen für dieses Jahr 1,5 Millionen Euro für Frauenhäuser und Schutzwohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung. Weitere 640.000 Euro sind für Maßnahmen im Bereich der Gewaltprävention vorgesehen.