- Bau des Brenner Nordzulaufs in Bayern steht erneut zur Debatte
- Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene – die Zeit drängt
Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel war heute als Experte in den Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags geladen. Auf der Agenda stand der Bau des Brenner Nordzulaufs, der sich weiter verzögern könnte. „Seit 30 Jahren werden immer wieder Absichtserklärungen unterzeichnet und Zusagen ausgesprochen – in Tirol läuft der Ausbau der Schiene mit dem Brenner Basistunnel und den Zulaufstrecken auf Hochtouren. Doch ohne eine Kapazitätssteigerung beim nördlichen Zulauf haben wir trotz Milliardeninvestitionen am Ende ein Herz ohne Aorta. Ich habe mich daher heute in Berlin dafür eingesetzt, jede weitere Verzögerung zu verhindern“, erklärt LR Zumtobel und unterstreicht: „Bahnausbau bedeutet immer jahrzehntelange Vorarbeiten – wenn sich in Deutschland nun weiterhin nichts tut, haben wir in 20 Jahren bei Kufstein ein Bahn-Nadelöhr, das alle Verlagerungspläne zunichte macht.“
LR Zumtobel verweist auf positive Effekte der viergleisigen Unterinntaltrasse
Konkret sollen laut dem Antrag im Bundestag erneut weitere Planungsalternativen im Landkreis Rosenheim geprüft werden. Grund dafür sind unter anderem Bedenken und Proteste von BürgerInnen. „In den 90er Jahren standen wir in Tirol mit dem geplanten Bau des ersten 40 Kilometer langen Abschnitts der Unterinntaltrasse zwischen Baumkirchen und dem Knoten Radfeld vor einer ähnlichen Situation. Heute haben wir eindeutige Belege dafür, dass der viergleisige Ausbau des Streckenabschnitts durchwegs positive Effekte hatte: weniger Lärm, schnelle unterirdische Verbindungen für Güter- sowie Fernverkehr und dadurch ausreichend freie Kapazitäten für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.“
EU-Projekt Brenner Basistunnel für Verlagerung unabdingbar
Erst vergangene Woche war Landesrat Zumtobel bei einem internationalen Austausch der Aktionsgemeinschaft Brennerbahn in Brüssel, um auf die Bedeutung einer gemeinsamen Herangehensweise bei der Verlagerung auf die Schiene aufmerksam zu machen und für den Abbau bürokratischer Hürden zu werben. Als wesentlicher Bestandteil des europäischen Skandinavien-Mittelmeer-Korridors ist der Brenner Basistunnel (BBT) das Herzstück der Verlagerung von Gütertransporten. Mit Inbetriebnahme des BBT können durch die flache Streckenführung im Vergleich zum Transport mit Diesel-Lkw 81 Prozent Energie und damit auch Kosten für die Transportwirtschaft eingespart werden. Die neue Hochleistungsstrecke könnte ab 2032 – sofern die Zulaufstrecken vorhanden sind –eine erhebliche Kapazitätssteigerung bewirken. „Mit einem friktionsfreien Schienenverkehr wird ganz Europa, insbesondere aber Deutschland, Italien und Österreich im internationalen Wettbewerb immens gestärkt und ein Wettbewerbsvorteil erreicht. Zudem bringt der BBT erhebliche Fahrtzeitverkürzungen beim Personenverkehr und mehr Zugverbindungen – ein weiterer Anreiz, vom Pkw auf die Bahn umzusteigen.“
Straßeninfrastruktur ist 60 Jahre alt – starke, verlässliche Schiene ist das Gebot der Stunde
„Ich verstehe die Sorgen der Menschen im bayerischen Inntal. Und doch muss ich klar festhalten: Das Zeitfenster für neue Planungen und Diskussionen schließt sich. Seit den ersten Staatsverträgen sind 30 Jahre vergangen. Was feststeht ist: Die Herausforderungen auf der Brennerachse mit aktuell jährlich 2,5 Millionen Lkw und zwölf Millionen Pkw auf der Straße werden in den nächsten Jahren weiter groß sein. Das Wipptal auf Tiroler und Südtiroler Seite ist durch seine alpine Topografie bereits jetzt ein Nadelöhr, die Verkehrsbelastung für die Bewohnerinnen und Bewohner enorm. Gerade das vergangene Wochenende hat mit stundenlangen Staus auf der Nord- wie auf der Südseite des Brenners die Belastungen einmal mehr augenscheinlich gemacht. Die Straßeninfrastruktur ist aus den 1960er-Jahren und dazu Jahr für Jahr enormen Belastungen ausgesetzt. Daher sind Bau- und Sanierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren unvermeidbar, die entsprechende Kapazitätseinschränkungen mit sich bringen“, macht Zumtobel seine Sorgen über eine weitere Verzögerung des Bahnausbaus deutlich.
Forderung: Kostenwahrheit und Abbau bürokratischer Hürden
„Das bis 2040 berechnete gesteigerte Verkehrsaufkommen kann nur bewältigt werden, wenn Lkw auf die Schiene verlagert werden, der individuelle Reiseverkehr durch attraktive Angebote der öffentlichen Anreise reduziert wird und gleichzeitig weitere Maßnahmen getroffen werden, um die Verlagerung auf die Schiene auf europäischer Ebene attraktiv und ökonomisch tragbar zu gestalten“, verweist der Landesrat auf die Forderungen Tirols, bürokratische Hürden im Schienengüterverkehr abzubauen und Kostenwahrheit zwischen Straße und Schiene herzustellen sowie das von Tirol forcierte digitale Verkehrsmanagement für Lkw am Brennerkorridor als Pilotregion einzuführen.