Vorläufige Bilanz der Almsaison 2024

Positive Entwicklungen und anhaltende Herausforderungen

  • Bisher 118 tote Nutztiere durch große Beutegreifer, darunter zwölf Rinder
  • Tirol fordert weiterhin Regulierung der Wolfspopulation
  • Herdenschutzprojekte: Tiergesundheit im Fokus

Trotz eines frühen Schneefalls im September und teils herausfordernden Wetterbedingungen in den Sommermonaten zeigt die vorläufige Bilanz der Almsaison 2024 in Tirol durchaus positive Entwicklungen. Nach einem herausfordernden Vorjahr mit langanhaltendem Schlechtwetter verlief die diesjährige Almsaison unter deutlich besseren Bedingungen. Die Weiden blieben bis in den Spätsommer saftig grün, und die Tiergesundheit zeigte sich – auch dank umfassender Vorsorgemaßnahmen – stabil. Was bleibt, ist die Herausforderung, die Nutztiere auf Tirols Almen vor großen Beutegreifern zu schützen.

Vorläufige Zahlen im Überblick

Mit Stand Mitte September sind 118 tote Nutztiere auf Großraubtiere zurückzuführen. 83 Schafe, neun Ziegen und elf Rinder sind davon auf den Wolf zurückzuführen, elf Schafe auf den Goldschakal und drei Schafe sowie ein Rind auf den Bären. Im Gemeindegebiet von Pfunds hat ein Bär zudem Ende Juni Bienenstöcke geplündert. Im vergangen Jahr waren es 183 tote Nutztiere. Finale Zahlen zu verletzten und vermissten Tieren liegen aktuell noch nicht vor.

Insgesamt 17 unterschiedliche Wolfsindividuen wurden bislang im heurigen Jahr in Tirol genetisch nachgewiesen, davon waren 13 männlich und drei weiblich. Bei einem Individuum war die Genotypisierung nicht erfolgreich. 14 der heuer nachgewiesenen Wölfe stammen aus der italienischen Quellpopulation, zudem wurden bisher zwei Wölfe aus der dinarischen sowie ein Wolf aus der nördlichen Quellpopulation nachgewiesen. Derzeit liegen noch keine Ergebnisse einer genetischen Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse vor. Die höchste Wolfspräsenz war im heurigen Jahr in Osttirol mit neun verschiedenen Wolfsindividuen zu verzeichnen, gefolgt vom Bezirk Imst mit vier Individuen.

Im Vergleich zu 2022 ist die Zahl der Wolfsnachweise im Jahr 2023 deutlich gestiegen, während die Risszahlen zurückgingen. Für 2024 liegen noch keine endgültigen Zahlen vor, doch erste Prognosen deuten auf einen weiteren Anstieg der Wolfspräsenz hin. Eine Übersicht aller bisherigen Nachweise zu großen Beutegreifern findet sich auf der Website des Landes

„Die Almsaison 2024 war aus aktueller Sicht von guten Wetterbedingungen und stabiler Tiergesundheit geprägt. Die vorläufige Zahl der Nutztierrisse ging im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die ständige Sorge vor Wolfsangriffen bleibt jedoch – die Abschussverordnungen haben sich in dieser Hinsicht bewährt und diesen Weg werden wir deshalb auch konsequent weitergehen“, zieht LHStv Josef Geisler eine vorläufige Bilanz über den heurigen Almsommer. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben hat die Tiroler Landesregierung im Jahr 2024 bisher insgesamt 14 Abschussverordnungen für Schad- bzw. Risikowölfe erlassen. Im heurigen Jahr wurden bisher zwei Wölfe gemäß Verordnung erlegt.

Herdenschutz-Pilotprojekte: Tiergesundheit im Fokus

Die auf den Pilotalmen erprobten Herdenschutzmaßnahmen zielen darauf ab, über mehrere Jahre hinweg Chancen, Herausforderungen und Kosten des Herdenschutzes aufzuzeigen. Zudem sollen die mit dieser Umstellung verbundenen Auswirkungen in Bezug auf Tiergesundheit, Gewichtsentwicklungen, Bewegungsmuster, Tierverluste, Hirtenarbeit, und Vegetation erhoben werden. Auf einen sehr guten Almsommer 2022 folgte ein vor allem auch witterungsmäßig sehr herausfordernder Almsommer 2023. Mit insgesamt 54 Tagen Regen und sogar zeitweise geschlossener Schneedecke in den Hochlagen waren die Bedingungen unter anderem auch im Hinblick auf Futterqualität und Tiergesundheit sehr anspruchsvoll. Detaillierte Auswertungen sowie weitere Informationen dazu finden sich in den Berichten zu den Herdenschutzprojekten auf der Website des Landes

Die Almsaison 2024 bot deutlich bessere Bedingungen. Auf der Verwall Alm, die im dritten Jahr Teil des Herdenschutzprojekts ist, zieht Almverantwortlicher Alfons Falch für die Almsaison 2024 eine positive Bilanz: „Die ständige Behirtung der Tiere hat sich auch heuer bewährt. Obwohl wir die Tiere aufgrund des frühen Schnees etwas früher ins Tal bringen mussten, war die Almsaison erfolgreich.“

Auf den Pilotalmen wird die Tiergesundheit besonders gründlich überwacht. Schon im Frühjahr, vor dem Almauftrieb, werden alle aufgetriebenen Schafe durch die zuständigen TierärztInnen auf Krankheiten wie Moderhinke (mittels Tupferproben) und Innenparasiten (mittels Kotproben) untersucht. Nur gesunde Tiere werden auf die Almen geschickt. Während der Saison sorgt der Tiroler Tiergesundheitsdienst durch regelmäßige Besuche dafür, dass die Gesundheit der Tiere laufend kontrolliert wird. „Für die Almsaison 2024 sind uns bis dato keine größeren Probleme in der Tiergesundheit bekannt, und auch die Futtergrundlage war sehr gut“, betont Geisler und führt weiter aus: „Die vorläufige Bilanz zu den Pilotalmen lässt Gutes erwarten – wir gehen davon aus, dass die Tageszunahmen in diesem Jahr wieder deutlich besser sind als 2023 – die endgültigen Ergebnisse werden allerdings erst im Oktober vorliegen. Ein besonderer Dank gilt allen Hirtinnen und Hirten, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Tiergesundheit leisten.“ Alfons Falch fügt hinzu: „Die Weidebedingungen waren im heurigen Jahr trotz einiger Herausforderungen sehr gut und die Gesundheit der Tiere blieb bis zuletzt auf hohem Niveau.“

Auch in diesem Jahr unterstützt das Land Tirol die drei Herdenschutz-Pilotalmen wieder mit rund 325.000 Euro. Rund 130 Euro pro Schaf betrugen die Kosten für gelenkte Weideführung mit ständiger Behirtung und eingezäunten Übernachtungsplätzen in der Almsaison 2023. Die Abrechnung für das Jahr 2024 liegt noch nicht vor. „Die Pilotprojekte liefern wertvolle Daten und Erfahrungen zur Umsetzbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen im hochalpinen Gelände. Die bisherigen Ergebnisse aus den Projekten bestätigen allerdings einmal mehr, dass Herdenschutz beileibe nicht auf alle Almen im Land übertragbar ist“, fasst Geisler abschließend zusammen.