- Laufende Überprüfungen und Instandhaltungen, um das hohe Sicherheitsniveau in Tirol zu halten
- 2025 fließen fast 110 Millionen Euro in den Schutz vor Naturgefahren
Alle Tiroler Bezirke sind regelmäßig mit den Auswirkungen verschiedener Naturgefahren konfrontiert. Das hat sich im Jahr 2024 wieder gezeigt. „Wir haben in Tirol bereits ein sehr hohes Schutzniveau. Doch dieser Schutz ist keine Selbstverständlichkeit und bedarf laufender Investitionen. Deshalb stellen das Land Tirol, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, die Gemeinden und die betroffenen Grundeigentümer:innen im Jahr 2025 insgesamt fast 110 Millionen Euro – unter anderem für die Instandhaltung und Sanierung dieser Schutzbauwerke bereit“, so LHStv Josef Geisler und betont: „Unser oberstes Ziel ist es, die Menschen in Tirol zu schützen. Jeder, der in einem gefährdeten Gebiet lebt, weiß, wie schnell Naturgefahren zur Bedrohung werden können. Lawinenabgänge, Hochwasser und Muren treffen uns oft ohne Vorwarnung und mit enormer Wucht. Diese Gefahren waren schon immer Teil unseres Alltags, doch der Klimawandel verschärft diese Bedrohungen zusätzlich, indem er die Wetterextreme verstärkt und das Naturgefahrenpotenzial verändert. Es sind gerade die präventiven Maßnahmen wie Schutzwälle, Rückhaltebecken oder Verbauungen, die das Schlimmste verhindern können. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Euro, der hier eingesetzt wird, ein Euro ist, der Leben schützt, Existenzen bewahrt und wirtschaftliche Schäden reduziert.“
Regelmäßige Kontrollen für mehr Sicherheit
Damit Schutzbauwerke in den Flüssen und Wildbächen sowie gegen Lawinen und Steinschläge ihre volle Wirkung haben, ist eine kontinuierliche Überprüfung und Instandhaltung unerlässlich. Wie engmaschig die Kontrollen im ganzen Land sind, zeigt ein Blick auf die Zahlen. In Tirol schützen rund 45.000 Bauwerke unseren Lebensraum vor Naturgefahren, die auch regelmäßig zu überprüfen sind. „Davon sind über 1.800 sogenannte Schlüsselbauwerke, die jährlich überwacht werden müssen. Im Jahr 2024 wurden insgesamt mehr als 15.000 Bauwerke einer Überwachung unterzogen. Bei lediglich rund fünf Prozent wurden kleine Mängel erkannt, und die WLV hat umgehend Maßnahmen zur Sanierung oder Instandsetzung eingeleitet“, bilanziert Gebhard Walter, Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung. Mit den eigens gegründeten Instandhaltungsverbänden werden die Schutzbauten gegen Lawinen und Steinschläge systematisch überwacht und im dafür entwickelten Bauwerkskataster verortet und einheitlich bewertet.
Gefahrensituationen rasch erkennen und beseitigen: Dieses Ziel hat die Wildbachbetreuung, bei der das Land Tirol, die WLV und die Tiroler Gemeinden eng zusammenarbeiten. „Im Schnitt führen die Waldaufseherinnen und Waldaufseher im Jahr 2.500 Wildbachbegehungen durch. Das entspricht einer Streckenlänge von rund 2.500 Kilometern“, berichtet Landesforstdirektor Josef Fuchs. Dabei wurden im Jahr 2024 mehr als 1.100 Hindernisse wie Holz- oder Geschiebeablagerungen festgestellt, die den Abfluss behindern und meist umgehend entfernt wurden. Darüber hinaus wurden 3.000 Bauwerke auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Die Abflusshindernisse und Schäden an Bauten werden direkt vor Ort mit einer eigenen App dokumentiert.
Auch alle Gewässer im Betreuungsbereich des Wasserbaus werden systematisch überprüft. Dabei handelt es sich um mehr als 2.000 Flusskilometer mit über 20.000 Bauwerken. „Die Begehungen und Ergebnisse werden im Wasserinformationssystem Tirol (WIS) dokumentiert. Mit einer speziell konfigurierten App erfassen wir direkt im Gelände alle relevanten Daten per Smartphone oder Tablet und übertragen sie in das WIS. Festgestellte Mängel an Gewässern und Bauwerken werden im Zuge von Instandhaltungsprogrammen gezielt behoben“, erläutert Markus Federspiel, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft.
Hohe Investitionen 2025, Sanierungen im Fokus
Im Jahr 2025 stellt die öffentliche Hand wieder erhebliche Mittel bereit, um die Tiroler Bevölkerung vor Naturgefahren zu schützen. Die Mittel stammen vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, dem Land Tirol, den beteiligten Gemeinden sowie von GrundeigentümerInnen und WaldbesitzerInnen. Insgesamt sind Investitionen in Höhe von 109,4 Millionen Euro geplant – nahezu auf dem Niveau des Vorjahres (110,6 Mio. Euro).
Den größten Anteil erhält mit 32,9 Millionen Euro der Wasserbau für den Hochwasserschutz, gefolgt von 32,2 Millionen Euro für Maßnahmen gegen Wildbachgefahren. In die Erhaltung des Schutzwaldes fließen 26,4 Millionen Euro, während fast 13 Millionen Euro für den Lawinenschutz vorgesehen sind. Zudem werden 4,9 Millionen Euro in den Erosions- und Steinschlagschutz investiert. Die höchsten Mittel sind mit 26,8 Millionen Euro für den Bezirk Lienz vorgesehen, es folgen die Bezirke Schwaz (19,4 Millionen Euro) und Innsbruck-Land (14,4 Millionen Euro).
Neben Sofortmaßnahmen und neuen Projekten gewinnt die Sanierung von Schutzbauwerken zunehmend an Bedeutung. „Allein im Wasserbau werden knapp 40 Prozent der jährlichen Mittel für die Erhaltung und Sanierung aufgewendet“, so Federspiel. Ein aktuelles Beispiel ist der Hochwasserschutz der Stadtgemeinde Lienz an der Isel. Im Rahmen des Hochwasserschutzprojektes für ein 100-jährliches Ereignis wird auch eine umfassende Sanierung der Ufermauern vorgenommen. Das Projektvolumen beträgt 14 Millionen Euro.
Auch an den Wildbächen nehmen Sanierungsprojekte einen großen Stellenwert ein. Seit dem Jahr 2021 läuft etwa das große Sanierungsprojekt am Weerbach, für das Bund, Land Tirol und der Wasserverband Weerbach (Gemeinden Weer, Weerberg, Kolsass und Kolsassberg) 14,4 Millionen Euro aufbringen. „Die Maßnahmen der WLV konzentrieren sich am Weerbach auf die Erhaltung und Modernisierung der bestehenden Schutzbauten und hier besonders auf die Unterlaufverbauung sowie die großen Querwerke im Mittellauf“, sagt Gebhard Walter. Das Projekt wird in diesem Jahr fertiggestellt.
Ein wichtige Rolle im Tiroler Naturgefahrenmanagement 2025 spielt der in den vergangenen Jahren stark beeinträchtigte Schutzwald. „Neben den anspruchsvollen Forstschutzmaßnahmen liegt ein besonderer Fokus auf der Wiederbewaldung geschädigter Flächen, insbesondere von Windwurf- und Kalamitätsflächen sowie Schutzwäldern, die durch Schneebruch betroffen sind. Dabei setzen wir auf standortgerechte Mischbaumarten wie Laubhölzer, Tannen und Lärchen, um die Widerstandskraft der Wälder langfristig zu stärken“, erläutert Landesforstdirektor Josef Fuchs.