LH Mattle: „Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie ist Leitschnur für die Entwicklung Tirols“

Zweites Maßnahmenprogramm der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie (2025-2027) wurde beschlossen

  • 164 Maßnahmen für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Anpassung an Klimawandel werden in Umsetzung gebracht
  • Neue Initiativen und konsequente Fortführung von erfolgreichen Maßnahmen aus erstem Maßnahmenprogramm (2022-2024)

Die Leistung von fünf Millionen Quadratmeter Photovoltaik-Module auf Tirols Dächer, die Einführung einer Trinkwasserbrunnen-Landkarte oder der weitere Ausbau des öffentlichen Verkehrs – das sind vier von insgesamt 164 Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit und die Anpassung an den Klimawandel. Sie sollen bis 2027 umgesetzt werden und gehören zum zweiten Maßnahmenprogramm der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie, welches heute, Dienstag, von der Landesregierung beschlossen wurde. Damit wird am Erfolg des ersten Maßnahmenprogramms, im Rahmen dessen von 2022 bis 2024 bereits 188 Maßnahmen in Umsetzung gebracht wurden, angeknüpft.

„Klimawandel und Unwetterereignisse stellen den Alpenraum vor große Herausforderungen. 2024 war in Tirol das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, im heurigen Jahr sind wir bereits mit Trockenheit konfrontiert. Deshalb müssen wir einen Beitrag leisten, um die Geschwindigkeit der Klimaveränderung zu drosseln und uns auf die Auswirkungen des Klimawandels einzustellen. Mit der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie hat Tirol konkrete Schritte definiert, um im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung Emissionen zu senken, unsere schöne Natur zu erhalten und uns auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten. Tirol fürchtet sich nicht, sondern begegnet der Klimaveränderung mit Innovation, konkreten Maßnahmen und dem Ziel, Land und Leute bestmöglich zu schützen. Für mich ist und bleibt dabei der Ausbau von erneuerbaren Energieträgern in Tirol, insbesondere die Wasserkraft, der größte Hebel für Klimaschutz, Standortsicherheit und günstige Strompreise“, erklärt LH Anton Mattle. LHStv Philip Wohlgemuth ergänzt: „Die definierten Maßnahmen des Programms bieten uns darüber hinaus wirtschaftliche Vorteile – sie senken Energiekosten, machen uns unabhängiger von Importen und schaffen lokale Arbeitsplätze. Die Investitionen in den Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel kommen sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft und Wirtschaft in Tirol zugute.“

164 Maßnahmen umfassen vielfältige Themenpalette 

Die Ausarbeitung der 164 Maßnahmen erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Organisationseinheiten des Landes Tirol und Partnern wie der landeseigenen Energieagentur Tirol und der Lebensraum Tirol Gruppe oder dem Klimabündnis Tirol. Zudem wurde die Bevölkerung eng mit eingebunden: BürgerInnen konnten den Entwurf kommentieren und weitere Vorschläge für Maßnahmen einbringen. Insgesamt über 65 Rückmeldungen gestalteten somit das vorliegende Maßnahmenprogramm mit. 

„Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben viele Facetten und umfassen alle Aspekte unserer Gesellschaft. Wir können und müssen in den verschiedensten Bereichen mit kreativen und mutigen Maßnahmen ansetzen, um nachhaltige Erfolge zu bewirken. Klar ist, dass diese notwendigen Transformationen nicht von heute auf morgen passieren. Der Weg zum aktiven Klimaschutz geht nur mit den Menschen, ohne deren Einsatz ein solches Programm nicht umsetzbar wäre“, erklärt Klimaschutzlandesrat René Zumtobel

Rund ein Drittel der aktuellen Maßnahmen fallen in die Kategorien Beratung- und Bewusstseinsbildung, Planungsinstrumente und -unterstützungen sowie rechtliche Rahmenbedingungen, Förderungen und Investitionen. Auch die Themenpalette ist groß und umfasst die Energieversorgung gleichermaßen wie Sanierungen und Wohnbau oder auch nachhaltige Landwirtschaft, Mobilität und Landesentwicklung. Das gesamte zweite Maßnahmenprogramm findet sich online unter www.tirol.gv.at/landesentwicklung/nachhaltigkeits-und-klimakoordination/massnahmenprogramme

Steigerung der Energieeffizienz wird in Landesgesetzen verankert

Zu den neuen Maßnahmen zählt etwa die Verankerung des Prinzips der „Energieeffizienz an erster Stelle“ in Landesgesetzen, Verordnungen und Förderrichtlinien und Strategien des Landes. „Tirol hat ein großes Potenzial für die Erzeugung sauberer Energie. Die beste und günstigste Energie ist jene, die nicht verbraucht wird. Damit wir unseren Energiebedarf bis 2050 aus eigener Kraft decken können, müssen wir die Energieeffizienz unserer Gebäude, in der Mobilität und in der Produktion weiter steigern. Daher werden alle Gesetze, Verordnungen und Förderrichtlinien auf eine effiziente Energienutzung ausgerichtet“, so Energiereferent LHStv Josef Geisler

Da Grünlandflächen überproportional viel CO2 speichern, legt das Land Tirol ein besonderes Augenmerk auf die Erhaltung der flächendeckenden Bewirtschaftung und die Almwirtschaft und gewährt beispielsweise Beihilfen für die Umstellung auf biologische Landwirtschaft. „Die kleinstrukturierte Tiroler Landwirtschaft in Kombination mit der Almwirtschaft sowie eine aktive Waldbewirtschaftung sind im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes unerlässlich“, bekräftigt LHStv Geisler. 

Erfolgreiche Maßnahmen werden fortgeführt

„Neben den neuen Maßnahmen verlängern wir erfolgreiche Initiativen und längerfristige Projekte, die im ersten Maßnahmenpaket bereits erfolgreich auf den Weg gebracht wurden“, erklärt Klimaschutzlandesrat Zumtobel. Zu diesen Maßnahmen zählt etwa die Fortführung der Radstrategie 2030, des Projekts Klimakultur Tirol oder der vielfältigen Beratungs- und Unterstützungsprogramme für Gemeinden, Betriebe und Bildungseinrichtungen beim Klimaschutz und der Klimawandelanpassung. 

Landesverwaltung als Vorbild

Einem besonderen Augenmerk in der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie kommt der Landesverwaltung selbst zu: „Die Herausforderungen des Klimawandels treffen uns alle und wir können sie nur gemeinsam bewältigen. Als Tiroler Landesverwaltung möchten wir unsere Vorbildrolle wahrnehmen und gehen mit gutem Beispiel voran – vom Photovoltaik-Ausbau bis zur Elektrifizierung der Fahrzeugflotte setzen auch wir konkrete Schritte zu mehr Nachhaltigkeit um“, erklärt der für die Liegenschaften und Fahrzeugflotte des Landes zuständige LHStv Wohlgemuth. Die Maßnahmen sehen unter anderem vor, dass auf allen geeigneten Dächern im Landesbesitz Photovoltaik-Anlagen installiert werden sollen. Insgesamt wurden auf Landesgebäuden bis dato fast 20.000 Quadratmeter an Dachfläche mit PV-Anlagen ausgestattet. Das ist eine Fläche von rund drei Fußballfeldern. Damit wird auf den Landes-PV-Anlagen über 3.400 Megawattstunden an sauberem Sonnenstrom erzeugt – umgerechnet können damit rund 740 Haushalte das ganze Jahr über mit Strom versorgt werden. Für den umweltfreundlichen Arbeitsweg wurde LandesmitarbeiterInnen zudem ein kostenloses Öffi-Ticket zur Verfügung gestellt. In einem nächsten Schritt sollen interessierten Landesbediensteten Jobräder zur Verfügung gestellt werden, mit dem Ziel, berufliche und private Wege gesund und umweltfreundlich zurück zu legen. 

Energieverbrauch in Tirol sinkt, Öffi-NutzerInnen nehmen stetig zu

Und auch in anderen Bereichen sind in den ersten Jahren der Umsetzung der Strategie Erfolge zu verbuchen: Immer mehr Menschen investieren in Sanierungen und nachhaltige Energieressourcen. Der Energieverbrauch pro Person in Tirol ist zudem seit 2018 um fast acht Prozent gesunken. Ebenso steigt die Nachfrage nach klimafreundlicher und öffentlicher Mobilität– es gibt bereits über 190.000 regelmäßige Öffi-NützerInnen in Tirol. 

Über die Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie

Unter dem Motto „Leben mit Zukunft“ wurde die Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie im Jahr 2021 in einem umfassenden Prozess mit BürgerInnenbeteiligung erarbeitet. Im Zuge von insgesamt drei Maßnahmenprogrammen werden bis 2030 konkrete Schritte unter anderem hin zu klimafreundlicher Strom- und Wärmeversorgung, einem noch attraktiverem Öffi-Angebot, einer kreislauffähigeren Wirtschaft und einer krisenfesten Gesellschaft gesetzt. Die Maßnahmen werden in Form von zweijährigen Monitoringberichten auf ihre Umsetzung und Wirksamkeit überprüft, angepasst und weiterentwickelt.


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung

Neuer Lehrgang für katholische Kirchenmusik am Tiroler Landeskonservatorium: Ab dem Studienjahr 2025/26 können Studierende am Tiroler Landeskonservatorium einen neuen Lehrgang in katholischer Kirchenmusik besuchen. Der Lehrgang wird gemeinsam mit der Diözese Innsbruck angeboten und umfasst verschiedene fachliche Schwerpunkte wie etwa das Spielen auf der Kirchenorgel sowie Liturgiegesang. Geregelt wird dies in einem Kooperationsvertrag, welcher heute auf Antrag von Bildungslandesrätin Cornelia Hagele von der Landesregierung beschlossen wurde. „Die katholische Kirchenmusik ist ein wichtiger Bestandteil unserer Tradition und Kultur. Der neue Lehrgang trägt wesentlich dazu bei, diese Kunst zu bewahren, weiterzugeben und zu erforschen“, erklärt Kulturreferent LH Anton MattleLRin Hagele führt dazu aus: „Die Kooperation zwischen dem Tiroler Landeskonservatorium und der Diözese Innsbruck ermöglicht es, Fachwissen aus beiden Bereichen zu vereinen. So können Studierende von der Expertise und den Ressourcen beider Institutionen profitieren. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um die katholische Kirchenmusik auf breiter Basis zu fördern und zukünftige Musikerinnen und Musiker bestens auszubilden.“ Im Lehrgang können Studierende unter anderem Orgelmusik, Stimmbildung, Liturgiegesang und Gregorianischen Choral lernen. Der Unterricht findet sowohl am Landeskonservatorium als auch in der Diözese Innsbruck statt.

Neuer Vizepräsident für Landesverwaltungsgericht: Gerold Dünser wird ab 1. April 2025 neuer Vizepräsident des Landesverwaltungsgerichts. Er wurde von einer Begutachtungskommission im Dreiervorschlag vorgeschlagen und heute, Dienstag, von der Landessregierung offiziell ernannt. Er folgt damit Albin Larcher, der mit Anfang des Jahres in den Ruhestand eingetreten ist. „Das Landesverwaltungsgericht ist ein Garant für den verfassungsmäßig vorgesehenen umfassenden Rechtsschutz und die unabhängige Kontrolle der Verwaltung. Umso wichtiger ist es, dass hier erfahrene Juristinnen und Juristen tätig sind. Mit Gerold Dünser wird künftig ein langjähriger Richter des LVwG und versierter Jurist die Funktion als Vizepräsident einnehmen. Ich danke ihm für seine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und wünsche ihm für seine künftige Tätigkeit alles Gute. Mein Dank gilt ebenfalls Albin Larcher, der viele Jahre als Richter und Vizepräsident tätig war“, so Personalreferent LH Anton Mattle. Seit 1. Jänner 2014 ist das Landesverwaltungsgericht die zentrale Beschwerdeinstanz für Behördenentscheidungen in Tirol. Die insgesamt 38 RichterInnen entscheiden unter anderem über Beschwerden gegen Bescheide einer Verwaltungsbehörde, wegen Rechtswidrigkeit oder auch wegen Verletzung der Entscheidungspflicht einer Verwaltungsbehörde. Die Themen reichen dabei von Abfallwirtschaftsrecht bis zum Zivildienstrecht. Gerold Dünser, gebürtiger Vorarlberger, lebt seit 1992 in Innsbruck, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach dem Abschluss des Studiums war er im Amt der Tiroler Landesregierung und an der Bezirkshauptmannschaft Landeck tätig, bevor er im Jahr 2009 zum Mitglied des Unabhängigen Verwaltungssenats und anschließend im Jahr 2014 zum Richter des Landesverwaltungsgerichts bestellt wurde. Schwerpunkte seiner bisherigen Arbeit waren das Umweltrecht und das Betriebsanlagenrecht.

Tarifanpassungen in Behindertenhilfe und Kinder- und Jugendhilfe: Auf Antrag von LRinEva Pawlata und LRin Cornelia Hagele beschloss die Landesregierung die neuen Tarife für die Behindertenhilfe für das Jahr 2025. Die Indexierungen belaufen sich auf zusätzlich rund neun Millionen Euro. Zudem wurde in der Kinder- und Jugendhilfe eine Valorisierung in den Bereichen der Vollen Erziehung und der Unterstützung der Erziehung beschlossen. Mit den bestehenden Trägern sozialpädagogischer Einrichtungen werden aufgrund angepasster Qualitätsstandards und Leistungsbeschreibungen neue Leistungsverträge abgeschlossen. Dies betrifft 44 Einrichtungen für Betreutes Wohnen und Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche. Die im Rahmen der Unterstützung der Erziehung erbrachten Leistungen – darunter Hilfen zur Alltagsbewältigung, sozialpädagogische Betreuung und Familienintensivbetreuung, Einzelbetreuung und Eltern-Kind-Wohnen – wurden für das Jahr 2025 um 3,4 bis 3,8 Prozent erhöht.