Auerwild
Nachhaltige Verbesserung der Habitate des Auerwildes
Wer kann was beitragen?
Allgemein ist festzuhalten, dass nicht nur aktuelle Lebensräume sondern auch potentiell geeignete Gebiete dazwischen verbesserungswürdig sind. Solche Bereiche bilden oft wichtige „Trittsteine“ im Lebensraumverbund. Sie stellen den unbedingt notwendigen Kontakt zwischen den einzelnen Vorkommen her. Die nachstehenden Maßnahmen beziehen sich jeweils auf diese Räume.
Die Jägerschaft:
- liefert Informationen über Lebensräume, Schlaf und Balzbäume
- führt weiterhin jährlichen Zählungen der balzenden Hahnen durch
- unterstützt Expert*innen in Referenzflächen beim Sammeln von Nachweisen
- stellt in Auerwildlebensräumen durch jagdliche Maßnahmen sicher, dass eine tragbare Nahrungskonkurrenz zwischen Schalenwild und Auerwild besteht.
- passt die Bejagung auf den Bestand und den Fortpflanzungserfolg des Auerwildes an
- setzt Maßnahmen gegen Prädatoren
- bringt Vorschläge über gewünschte Waldstrukturen ein und beteiligt sich aktiv an der Lebensraumpflege
- führt in der Brut- und Aufzuchtzeit ihre Jagdhunde in Auerwildlebensräumen an der Leine
- sensibilisiert die Jagdausübungsberechtigten durch Aufklärung
Die Forstwirtschaft (Forstdienst und Eigentümer*innen):
- verzichtet auf Zäunungen bzw. macht diese für das Auerwild sichtbar
- führt großzügige Läuterung bei dichten Jungwüchsen, Dickungspflegen und Durchforstungen durch und entfernt bzw. räumt das entnommene Material
- verzichtet auf Waldarbeiten in der Zeit der Aufzucht (Anfang April bis Mitte Juli)
- erhält bekannte Balz und Schlafbäumen
- bewirtschaftet kleinflächig bzw. inselartig
- führt Schlagräumung durch
- erhält ausgedehnte Altholzbestände von mindestens 50 ha mit guten Heidelbeerbeständen (zum Beispiel durch Erhöhung der Umtriebszeit oder Vermeidung durch Untergliederungen)
- vermeidet Barrieren (zum Beispiel flächige Dickungsstadien)
- fördert lichte Wälder (50 bis 70 % Kronenschluss) mit Mischbaumarten (insbesondere Tanne und Föhre) laut potentieller Waldgesellschaft
- belässt stehendes und liegendes Totholz zur Deckung am Boden
- erhält kleine Bestandeslücken, Lichtungen und Hochstaudenfluren (als Nahrungsgebiet für die Jungenaufzucht)
- erhält Moor- und Waldränder (zur Jungenaufzucht)
- spart optimale Auerhuhnkerngebiete bei der Planung von Bringungsanlagen nach Möglichkeit aus
- schrankt Wege ab
- hält Wegrändern offen (vor allem die obere Böschung wächst sehr schnell wie eine Wand auf, oft durch die Lärche, da Rohbodenkeimer; gute dahinterliegende Habitate werden nicht erreicht; wichtig auch als Fluchtmöglichkeit vor Luftfeinden (Habicht, Steinadler); Forststraßen werden so oft zur „Falle“;
- berücksichtigt Auerwild bei der Waldwirtschaftsplanung und Planung von Schutzwaldsanierungsprojekten
- schult seine Mitarbeiter*innen
- informiert und motiviert Waldbesitzer*innen Lebensräume zu verbessern
Die Alm- und Weidebewirtschafter*innen:
- passen die Weideintensität besonders im Wald an das Nahrungsangebot an
- nehmen Rücksicht bei Düngung und Zäunung in Lebensräumen
- machen Materialseilbahnen für Raufußhühner sichtbar
- nehmen Hunde in Lebensräumen an die Leine
- schwenden Almrosen und anderen Zwergsträuchern – mosaikartige Gliederung
- erhalten bzw. stellen Weidelichten bzw. Weidewäldern wieder her – in Abstimmung mit anderen Fachbereichen (WLV, Forst)
- fördern Lichtbaumarten wie Lärche oder Rotföhre. Bei Rückgang der Weide und dichtem Aufwachsen besonders der Fichte, soll diese möglichst geläutert werden, damit sie in der Unter- und Mittelschicht nicht zu dicht aufwächst. Die Maßnahmen sollten generell dort gesetzt werden wo es eher gering geneigte Hänge, Verebnungen, Kuppen etc gibt. Generell liefert das "Gelände" den ersten Ansatzpunkt für Maßnahmen (Steilhänge, Unterhänge scheiden von vorn herein aus).
- erhalten Information und Bewusstseinsbildung durch Fachabteilungen
- werden zur "multifunktionalen Almwirtschaft" geschult
Der Naturschutz:
- übernimmt verschiedene Aufgaben in Referenzgebieten (wie Koordination von Monitorings, Erhebungen, Kontrolle des Bruterfolges etc. in Abstimmung mit dem durchführenden wissenschaftlichen Institut)
- evaluiert Maßnahmen in den Referenzgebieten
- berücksichtigt Auerwild bei Naturschutzverfahren und Förderung
- stellt projektsgebundene Fördermittel (Tiroler Naturschutzfonds) für Maßnahmen zur Verfügung
- untersucht Auswirkungen touristischer Aktivitäten auf die Auerwildvorkommen
- untersucht die Konkurrenz durch Schalenwildarten und Weidevieh auf Auerwildvorkommen.
Der Alpenverein:
- Beispiele für gelungene Projekte
- führt aktiv Besucherlenkungen speziell in Referenzgebieten durch
- informiert Naturnutzer*innen durch Aufklärung.
- veröffentlicht einschlägige Artikel in der Zeitschrift „Bergauf“ des ÖAV und den Sektionsnachrichten
- richtet eventuell Umweltbaustellen oder Bergwaldprojekte zur Durchführung von Maßnahmen ein
- berücksichtigt Auerwild bei der Ausbildung der Lehrwarte, Schiführer*innen, Jugendausbildung, Bergführer*innen, etc.
Die Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei:
- setzt rechtliche Notwendigkeiten um
- gestattet die Entnahme nur noch auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse in geringen Mengen und selektiv unter streng überwachten Bedingungen.
Der Tourismus:
- hat bereits in den Seilbahngrundsätzen den Umgang mit nachhaltiger Beeinträchtigung von Auerhuhnlebensräumen bei Anlagen und Pisten festgelegt
- vermeidet Störungen durch Lenkung der touristischen Nutzung (Berücksichtigung von Kerngebieten der Verbreitung) im Winter und in der Fortpflanzungszeit.