Borkenkäfer: Befallsmerkmale und Ökologie
Der Borkenkäfer stellt durch die zunehmenden Massenvermehrungen eine Gefahr für den Wald dar. In drei Artikeln, ursprünglich erschienen in den Landwirtschaftlichen Blättern, wird über Befallsmerkmale und Maßnahmen der Bekämpfung informiert.
Enormes Vermehrungspotenzial
Je nach Witterungsverlauf können 2 bis 3 Generationen im Jahr angelegt werden. Hinzu kommen noch mehrere Geschwisterbruten je Generation.
Meist reicht der gleichzeitige Angriff von einigen hundert Käfern, um bei vitalen Fichten die Abwehrkräfte (Harzfluss) zu überwinden.
Bei Vorschädigungen oder Trockenheit ist die Widerstandsfähigkeit des Baumes entsprechend geringer.
Erkennen des Befalls
Bohrmehl
Das beim Einbohren ausgestoßene, braune Bohrmehl sammelt sich bei liegenden Fichten um das Einbohrloch herum zu Häufchen (ähnlich Schnupftabak), bei stehenden Bäumen ist das braune Bohrmehl auf den Rindenschuppen und am Stammfuß zu sehen. Dies ist ein untrügliches Zeichen für Borkenkäferbefall. Regen wischt diese Spuren wieder weg, nach dem Regen sammelt sich das Bohrmehl aber rasch wieder an. Bäume mit braunem Bohrmehl müssen sofort aufgearbeitet werden.
Einbohrlöcher, Harztrichter
Die Einbohrlöcher der Borkenkäfer liegen meist an oder unter den Kanten der Rindenschuppen. Der Baum wehrt sich mit Harzfluss gegen sich einbohrende Käfer, zu sehen an verklebtem Bohrmehl an der Einbohrstelle. Verharztes, trichterförmiges Bohrmehl am Einbohrloch bleibt oft noch längere Zeit auf der Rinde sichtbar.
Harzfluss
Perlschnurartige Harztröpfchen (wie Regentropfen), meist nahe am Kronenansatz, weisen auf Buchdruckerbefall hin. Der Baum versucht die sich einbohrenden Borkenkäfer mit Harz zu ertränken. Großflächige, erdstammnahe Harzaustritte stammen dagegen meist von Pilzen oder Holzernteverletzungen.
Nadelabfall (grüne Nadeln)
Im Zuge der fortschreitenden Brutentwicklung ist bei warm-trockener Witterung ein „Nadelteppich“ am Stammfuß mit grünen Nadeln zu sehen. Bei reinem Trockenstress wären die Nadeln ausschließlich rotbraun. Solche Bäume müssen sofort aufgearbeitet werden.
Rindenabfall
Ab 6 Wochen nach Befallsbeginn fällt im oberen Stammbereich die Rinde ab, da ist die Krone meist noch grün. Spätestens jetzt muss der Baum umgeschnitten und sofort entrindet werden. In den Rindenstücken sitzen oftmals noch zahlreiche, ausflugbereite Jungkäfer, im unteren Stammbereich ist die Brutentwicklung da meist noch nicht abgeschlossen. Ist die Krone bereits komplett abgestorben und rotbraun oder entnadelt, geht von der abfallenden Rinde keine weitere Gefahr mehr aus. Die Käfer sind bereits in den benachbarten Bäumen.
Spechtabschläge
Spechte auf der Jagd nach Holzinsekten entdecken schnell den Befall durch Borkenkäfer. Sie beginnen, die sich unter der Rinde entwickelnde Brut heraus zu picken. Dazu schlagen sie mit ihrem Schnabel Rindenstücke weg. Die hellen sogenannten „Rindenspiegel“ am Stamm und die am Boden liegenden Rindenschuppen sind gut sichtbar und erleichtern die Kontrolle von Bäumen aus Distanz mit einem Fernglas.
Kronenverfärbung
Eine gelbe bis rotbraune Kronenverfärbung, die vom Kronenansatz zur Spitze verläuft, deutet auf Buchdruckerbefall hin. Bei Trockenstress würde sich die Krone rotbraun von oben nach unten verfärben. Die Fichtenkrone verfärbt meist erst in einem späten Befallsstadium. Oft sind die Käfer bereits ausgeflogen. Dann ist es wichtig, in der näheren Umgebung nach frischen Befallskennzeichen zu suchen.
Ökologie des Buchdruckers
Steckbrief
Familie: | Borkenkäfer |
Unterfamilie: | Echte Borkenkäfer |
Käfer: | 4,2 bis 5,5 mm; walzenförmig, rotbraun bis schwarzbraun; frischgeschlüpft hellbraun. |
Larve: | Gekrümmt, weiß, gelbbrauner Kopf |
Puppe: | Weißlich |
Vorkommen: | Vornehmlich an Fichten. |
Flugzeit: | Mitte April bis Ende August; ab 16,5°C Lufttemperatur. |
Generation: | Meist 2 pro Jahr, auch 3 möglich; häufig Anlage von Geschwisterbruten. stark witterungsabhängig – liebt warmes trockenes Wetter. |
Der Käfer brütet unter der Rinde; die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Käfer dauert ca. 6 bis 10 Wochen; je wärmer es ist, desto schneller sind wieder neue Käfer vorhanden. Ein Weibchen kann bis zu 100 Eier legen, durchschnittlich entwickeln sich je Eiablage 40 Jungkäfer. Der Buchdrucker überwintert als Käfer in der Rinde befallener Bäume oder im Waldboden.
Forstliche Bedeutung: Normalerweise beschränkt sich der Befall nur auf geschwächte Bäume oder frisch geschlagene Stämme. Bevorzugt werden ältere Bäume. Bei Vorliegen einer großen Anzahl bruttauglichen Materials (z. B. nach Windwürfen oder Schneebrüchen) kann es zu einer Massenvermehrung kommen. Ein Befall benachbarter vitaler Bäume ist sehr leicht möglich. In der Regel fliegen 75 % der Käfer bis 100 m weit, 25 % der Käfer fliegen bis 500 m und weiter.