Genbank (Saatgut und Alte Sorten)
Vor 100 Jahren wurden erstmals in unseren alpinen Regionen alte Sorten – Landsorten bzw. Herkünfte – von Getreide, später auch von anderen Nutzpflanzen gesammelt und in die Tiroler Genbank aufgenommen.
Diese Landsorten sind ein lebendiges Kultur- und Naturerbe. Ihre Vielfalt ist riesengroß: Dicke und dünne, kleine und große, frühe und späte, gesunde und anfällige oder für ganz bestimmte Gerichte oder Produkte geeignete Sorten in allen möglichen Farben und Formen zeigen die große Palette der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen unserer Region.
Die Eigenschaften dieser an unsere alpinen Verhältnisse angepassten Pflanzen werden in der Tiroler Genbank erhalten, beschrieben und erforscht. Zusätzlich werden Informationen rund um die Landsorten – z.B. regionale Herkunft und Geschichte, besondere Gerichte oder Produkte – gesammelt. Zwei wichtige Projekte waren das Interreg-III-A-Projekt „Gene-save“ und das Interreg-IV-Projekt „CereAlp“.
Die Erhaltung der Landsorten mittels Anbau, Kontrolle, Pflege, Ernte, Saatgutreinigung, Keimfähigkeitsprüfung und Einlagerung des Saatgutes in einer Kühlzelle bei minus 15 °C ist aufwendig.
Einige alte Landsorten wurden wieder reaktiviert und bieten ausgezeichnete Möglichkeiten für regionale Spezialitäten mit entsprechender Wertschöpfung. Beispiele dafür sind die Tiroler Imperial Gerste (Fisser Gerste), der Obernberger Schwarzhafer und Steiners Roter Tiroler Dinkel.
Besonderheiten der Tiroler Genbank:
- Mit der schon 1922 begonnenen Sammlung und Beschreibung von Getreidelandsorten der Alpentäler gehört sie zu den ältesten Genbanken der Welt.
- Aktuell werden mehr als 1.000 Landsorten verschiedenster Arten in der Genbank erhalten.
- Die große Biodiversität bietet immenses Potential für die Zukunft, z.B. bezüglich der Ernährungssicherheit im Hinblick auf den Klimawandel!
Aktuelles
Urgetreide Binkel – Chancen für die Rekultivierung einer historischen Getreideart des Voralpen- und Alpenraums
Der Binkelweizen (Triticum aestivum ssp. compactum), kurz Binkel genannt, ist eine eigenständige, alte Weizenunterart aus der Gattung "Triticum". Sie wird auch Zwerg- oder Pfahlbauweizen bezeichnet, denn bei Ausgrabungen von jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen wurden Ähren und Ährenabdrücke davon gefunden. Das Projekt wird in Zusammenarbeit der Biosphärenregionen Lungau und Berchtesgadener Land, der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sowie der Tiroler Genbank als Euregioprojekt "Rekultivierung Urgetreide Binkel" durchgeführt.
100-jähriges Bestehen der Tiroler Genbank
Land – Sorten – Vielfalt
Die Tiroler Genbank ist eine Einrichtung des Landes Tirol und damit etwas Besonderes: Die meisten anderen Genbanken sind staatliche Institutionen. Begonnen hat es 1922- vor genau 100 Jahren - mit Getreidesammlungen von Prof. Erwin Mayr. Damit gehört die Tiroler Genbank - gemeinsam mit jener von St. Petersburg in Russland - zu den ältesten weltweit! Mayr beschränkte seine Sammlungen auf den alpinen Raum und legte damit den Grundstein für die Tiroler Genbank. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sammlung zu einer Genbank mit etwa tausend Saatgutproben entwickelt. Das 100-jährige Bestehen wird mit einer Sonderausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum gefeiert. Thematisiert werden die Entwicklung der Tiroler Genbank sowie die klimatischen und bodentypischen Besonderheiten Tirols. Ebenso werden Änderungen in der Landwirtschaft beleuchtet, besonders der Rückgang des Ackerbaus in Tirol und die rückläufige Beschäftigungsquote in der Landwirtschaft.
Durch die Bepflanzung des Gartens im Kreuzgang des Tiroler Volkskunstmuseums wird ein lebendiger Teil geschaffen - Genbank zum Angreifen und Erleben!
Weiterführende Informationen zum 100-jährigen Bestehen der Tiroler Genbank finden Sie unter folgenden Links:
Downloads
"Gene Save" Interreg-III-A-Projekt, Österreich-Italien 2000-2006: Informationsblatt & Folder
Erfahrungswissen über Lokalsorten traditioneller Kulturarten
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_1_2007
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_2_2007
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_3_2007
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_4_2007
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_5_2007
Tiroler Kulturpflanzen_Grünes Tirol Teil_6_2008