Herdenschutz

Schalenwild ist die bevorzugte Beute der Wölfe. Dennoch gehören auch Nutztiere, insbesondere Schafe, zu den potenziellen Beutetieren. Das trifft vor allem dann zu, wenn Wölfe und andere große Beutegreifer auf Herden treffen, deren Tiere mit geringem Aufwand zu erbeuten sind.
Die Präsenz der großen Beutegreifer erfordert Anpassungen. Auf den Heimweiden war es bisher ausreichend Tiere einzuzäunen. Zum Schutz vor großen Beutegreifern, ist der Zaun so zu gestalten, dass er Raubtiere vor dem Eindringen abhält. Die Verwendung von elektrifizierten Herdenschutzzäunen ist auf Heimweiden in den meisten Fällen umsetzbar, wenngleich oft mit einem Mehraufwand verbunden.
Beispielsweise in der Schweiz, aber auch in anderen Ländern kommen zum Schutz der Herden vor großen Beutegreifern verstärkt Herdenschutzhunde zum Einsatz. Sie arbeiten selbständig, leben in der Herde und sind imstande tierische Eindringlinge effizient zu vertreiben. Die Haltung, v.a. abseits der Weidesaison, ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden, weshalb sie gut überlegt sein will. Das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs, das den Einsatz von Herdenschutzhunden zertifiziert, sowie die Schweizer AGRIDEA informieren ausführlich über Herdenschutzhunde. Im Flyer Herdenschutzhunde bei der Arbeit können Sie nachlesen, wie Sie sich gegenüber Herdenschutzhunden verhalten sollen.
Ungleich schwieriger gestaltet sich der Herdenschutz auf Almen. Eine großflächige, wolfabweisende Einzäunung ist weder machbar noch sinnvoll. Eine Variante wäre die Umstellung der Bewirtschaftung auf eine dauerhafte Behirtung mit gelenkter Weideführung und Herdenschutz in sicheren Übernachtungsplätzen. Allerdings ist diese Form der Almhaltung mit einem beträchtlichen Mehraufwand verbunden und auf vielen Almen nicht umsetzbar. In der Unterlage "Grundsätze und Rahmenbedingungen von gelenkter Weideführung und Herdenschutz auf Schafalmen" sind die dafür erforderlichen Voraussetzungen und Maßnahmen erläutert. Bei den Herdenschutz-Pilotalmprojekten des Landes Tirol werden praktische Erfahrungen in der Bewirtschaftungsumstellung auf Behirtung mit gelenkter Weideführung und Herdenschutzmaßnahmen mittels gesicherten Übernachtungsplätzen und Herdenschutzhunden gesammelt.
Weiterführende Informationen finden Sie unter folgenden Links:
Machbarkeitsstudie Herdenschutz Tirol
Im Sommer 2019 führten die AGRIDEA und das Büro Alpe auf vier Tiroler Schafalmen und einer Vorweide eine Machbarkeitsstudie zum Herdenschutz durch. Es ging um die Einschätzung, ob und wie Herdenschutz auf den hochalpinen und teils stark frequentierten Tiroler Almen machbar ist. Die Studie ist als Kurz- und Langversion verfügbar.
Auf einem Teil der untersuchten Almen sind Maßnahmen wie Behirtung, gelenkte Weideführung, Zäune, Pferche oder Hunde zum Schutz der Schafherden vor Wölfen machbar. Herdenschutz ist grundsätzlich auch möglich, wenn sie touristisch genutzt werden. Der Aufwand und die Herausforderungen steigen dabei jedoch in der Regel.
Auf einem anderen Teil der Almen sind Herdenschutzmaßnahmen auf Basis der momentanen Bewirtschaftungspraxis, der Futtergrundlage und der derzeitigen Rahmenbedingungen nicht oder nur mit größeren Veränderungen in der Bewirtschaftung umsetzbar. Gezeigt hat sich, dass jede Alm in der Machbarkeit und Umsetzung des Herdenschutzes sehr spezifisch und einzeln zu betrachten ist. Gemeinsam ist jedoch bei allen bewerteten Almen, dass der Herdenschutz mit einem bedeutenden finanziellen und arbeitstechnischen Mehraufwand verbunden ist.
Almbegehung
Die Machbarkeitsstudie hat zudem gezeigt, dass eine gezielte Weideführung der Schafe in den weitläufigen Almgebieten die Voraussetzung für die spätere Umsetzung konkreter Herdenschutzmaßnahmen ist. Eine gelenkte Beweidung anstatt des freien Weidegangs der Schafe wirkt sich zudem positiv auf die Nutzung der vorhandenen Futterflächen und auf die Biodiversität aus. Bewirtschaftern von Schafalmen, die sich für eine gezielte Weideführung interessieren, bietet das Land Tirol eine Almbegehung mit einem Experten an. Dieser wird vor Ort auch die Machbarkeit von Herdenschutzmaßnahmen einschätzen.
Bei Interesse an einer Begehung Ihrer Schafalm kontaktieren Sie: