Tiroler Regionen passen sich vorausschauend an Klimafolgen an

Tirols neun KLAR-Regionen als Pioniere im Bereich Klimawandelanpassung

  • Sommer mit vielen Wetterextremen zeigt Folgen des Klimawandels auf
  • Zunehmender Bedarf, sich an ändernde klimatische Gegebenheiten anzupassen

Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen – der heurige Sommer war in Tirol ein Sommer der Extreme. In der Landeshauptstadt Innsbruck wurden österreichweit die höchsten Temperaturen und die meisten Hitzetage verzeichnet. Darauf folgten schwerwiegende Unwetter mit Sturmböen, Starkniederschlägen und Überschwemmungen. Abgedeckte Dächer, umgerissene Bäume, Stromausfälle sowie massive Schäden an der Straßeninfrastruktur waren die Folge.

„Die Folgen der Erderwärmung werden zunehmend sicht- und spürbar und führen teilweise zu hohen infrastrukturellen aber auch finanziellen Schäden. Allein im heurigen Sommer ist von einer Schadenssumme von über 50 Millionen Euro auszugehen. Hitze, Dürre oder Starkniederschläge werden in Folge des Klimawandels häufiger und intensiver ausfallen und machen entsprechende Vorsorge und Anpassung notwendig“, weiß Tirols Klimaschutzlandesrat René Zumtobel. Betroffen von den Folgen des Klimawandels sind dabei alle Bereiche –  vom Wohnen und Arbeiten über den Verkehr bis hin zur Land- und Forstwirtschaft. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der die regionale und lokale Ebene eine Schlüsselrolle einnimmt.

Tiroler KLAR-Regionen als Pioniere im Bereich Klimawandelanpassung

Tirols Regionen sind auf unterschiedliche Weise von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Aus diesem Grund bedarf es spezifischer regionaler und lokaler Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen. Neun Tiroler Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) stellen sich bereits vorausschauend den Herausforderungen des Klimawandels und ergreifen konkrete Anpassungsmaßnahmen. Eine wesentliche Basis ihrer Arbeit bildet ein auf die jeweilige Region abgestimmtes und mit den relevanten Stakeholdern entwickeltes Klimawandel-Anpassungskonzept, aus dem sich in Folge konkrete Umsetzungsmaßnahmen ableiten. „Dadurch können die Folgen des Klimawandels in den jeweiligen Regionen abgeschwächt sowie Chancen bestmöglich genutzt werden. Ich freue mich, dass das Bewusstsein für die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel auf regionaler und lokaler Ebene durch die neun KLAR-Regionen und insgesamt 104 beteiligte Gemeinden gestärkt wird und mit den umgesetzten Maßnahmen bereits positive Wirkungen erzielt werden konnten und in Zukunft können“, so LR Zumtobel

Hitze-Buddys in der KLAR! regio3

Ein Best-Practice-Beispiel, wie man mit künftigen Hitzewellen besser umgehen kann, zeigt die KLAR! regio3 im Bezirk Kitzbühel. Besonders für die Gesundheit von älteren Personen, Kindern, Schwangeren sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen kann die zunehmende Hitze Folgen haben. „Mit dem Projekt Hitze-Buddys schulen wir Freiwillige, pflegende Angehörige und weitere Interessierte im richtigen Verhalten während Hitzeperioden. Bereits einfache Maßnahmen, wie ein gesunder Wasserhaushalt, kurzfristige Kühlung oder ein leichter Sommerspeiseplan helfen, die heißen Tage gut zu bewältigen. Für die Freiwilligen des Freiwilligenzentrums Pillerseetal-Leukental wird ein eigenes Konzept entwickelt, das Empfehlungen für verschiedene Belastungsstufen enthält. Die Hitze-Buddys können dann im Ernstfall schnell ihr Wissen anwenden und Hilfe leisten“, schildert KLAR! Manager Andreas Franze.

Klimafitte Gebäude in der Modellregion Wilder Kaiser

In der Nachbarregion KLAR! Wilder Kaiser steht klimaangepasstes Bauen im Fokus. Überdurchschnittlich heiße Tage, Stürme oder Starkregen sind zukünftige Herausforderungen für Gebäude und Liegenschaften. „Zu klimafitten Baumaßnahmen gehören zum Beispiel ein sommerlicher Wärmeschutz, eine geringe Versiegelung des Grundstücks oder Begrünung an Dach und Fassade. Das bewirkt unter anderem, dass angenehme Innentemperaturen erhalten bleiben, der Bedarf an Klimatisierung minimiert und die Versickerung von Regenwasser in den Boden gefördert wird. Im Planungsverband haben wir ein Vereinsgebäude als ‚Musterobjekt‘ ausgewählt, um hier mit gutem Beispiel voranzugehen“, sagt Modellregionsmanagerin Caroline Felder.

Klimafitte Wälder und Feuerwehrschulungen im Bezirk Landeck

Der Schutzwald spielt in Tirol eine wesentliche Rolle, um die Tallagen vor Steinschlägen, Hangrutschungen und Lawinen zu sichern. Umso wichtiger ist es, dass die Waldbestände klimafit sind und auch bleiben. „Die zunehmende Trockenheit setzt den Fichten in bestimmten Höhenlagen zu und macht sie anfälliger für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Um dem entgegenzuwirken, setzten wir in den drei KLAR! Regionen in unserem Bezirk – Arlberg-Stanzertal, Kaunergrat sowie Landeck und Umgebung – ein Aufforstungskonzept mit heimischen und trockenresistenten Mischbaumarten um. Weißtanne, Bergahorn, Vogelkirsche, Traubeneiche oder Flaumeiche –  der Schlüssel ist Vielfalt statt Einfalt“, berichtet Michaela Gasser-Mark, Managerin der KLAR! Arlberg-Stanzertal.

Auch Einsatzorganisationen sind zunehmend gefordert und müssen sich auf geänderte Rahmenbedingungen einstellen. „Es braucht sinnvolle Strategien für den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels. Wir schulen daher gezielt Feuerwehren, um diese besser auf Katastropheneinsätze vorzubereiten. Auch die Wissensvermittlung zum Thema Waldbrand ist ein wichtiger Teil davon. An einem eigenen Schulungsnachmittag zum Thema „Waldbrand’’ wurden die verschiedenen Aufgaben, die die Einsatzkräfte bei einem Waldbrand bewältigen müssen, am Übungsfeld trainiert.  Ein Fokus lag dabei auf der Bodenbrandbekämpfung mit Löschrucksack und Spezialgeräten. Auch die Feuerwehr der Gemeinde Schluderns wurde zu dieser Übung und zu einem grenzüberschreitenden Austausch eingeladen“, erzählt Bernadette Hofer aus der KLAR! Kaunergrat.

Einreichungen für KLAR!-Programm jetzt möglich

Mit dem Programm „KLAR! Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“ des Klima- und Energiefonds werden Regionen auf dem Weg zur Anpassung an den Klimawandel unterstützt und begleitet. Regionale Ressourcen sollen nachhaltig genutzt, Bewusstsein für die Thematik geschaffen, Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel durchgeführt und sich ergebende Chancen ergriffen werden. Zudem soll das Bewusstsein für die Erderwärmung und ihre Folgen gestärkt werden.

Anträge für die Gründung neuer Modellregionen können ab sofort beim Klima- und Energiefonds eingereicht werden. „Die Abfolge von Hitze, Starkregen und Unwettern zeigt, wie der Klimawandel verschiedene Naturereignisse miteinander verknüpft", sagt Landesrat René Zumtobel. „Es ist dringend erforderlich, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um das Ausmaß solcher Ereignisse und die damit verbundenen Folgekosten in Zukunft zu reduzieren. Ich lade daher alle Gemeinden und Regionen ein, am KLAR!-Förderprogramm teilzunehmen, um sich intensiv und vorausschauend mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen.“