Die Stimme erheben gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

Landtag unterstützt Kampagne „Orange the World“

Seit 25. November erstrahlt die Fassade des Neuen Landhauses am Eduard-Wallnöfer-Platz auf Initiative des Tiroler Landtages allabendlich in oranger Farbe. Dahinter steht „Orange the World“, eine Sensibilisierungskampagne der Vereinten Nationen, um die weit verbreitete Gewalt an Frauen und Mädchen zu thematisieren. Der Tiroler Landtag ist auch dieses Jahr Teil dieser Aktion und unterstreicht dabei seine Null-Toleranz-Position.

„30 getötete Frauen alleine in diesem Jahr – eine unvorstellbare Zahl, die einen eigentlich sprachlos macht. Doch wir dürfen uns nicht unsere Stimme nehmen lassen von solchen Taten, wir müssen bei jeder Gelegenheit auf dieses enorme Problem hinweisen. Es braucht hier einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, der von jedem und jeder mitgetragen wird – Gewalt kann nie die Lösung sein“, betont Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und ruft mit ihren beiden Vizepräsidentinnen Sophia Kircher und Stephanie Jicha zu mehr Zivilcourage auf.

2021 starker Anstieg – Zeit zu handeln

Vergangene Woche wurden bei einer Pressekonferenz von Landesrätin Gabriele Fischer aktuelle Zahlen präsentiert, die die Dimension der Gewalt verdeutlichen: Im Jahr 2020 wurden vom Gewaltschutzzentrum Tirol 1.336 Personen, davon 1.102 Frauen (82,5 Prozent) und 234 Männer (17,5 Prozent) beraten und unterstützt, die Opfer von häuslicher Gewalt bzw. Stalking waren. Bis zum 24. November dieses Jahres mussten sich hingegen bereits insgesamt 1.445 Personen, davon 1.212 Frauen und 233 Männer an das Gewaltschutzzentrum wenden. Seitens der Polizei wurden 2020 insgesamt 860 Maßnahmen zu häuslicher Gewalt übermittelt, wobei 715 Betretungsverbote verhängt wurden. 2021 beläuft sich die Zahl auf mittlerweile 977 Maßnahmen zu häuslicher Gewalt und davon 894 Betretungsverbote.

„Diese Zahlen zeigen auf erschreckende Weise, dass Gewalt an Frauen und Mädchen in Tirol kein gesellschaftliches Randthema ist. Aktionen wie ‚Orange the World‘ tragen dazu bei, dass darüber gesprochen wird und sich die Problematik in den Köpfen der Menschen verankert. Viel zu lange wurde ein Mantel des Schweigens um dieses Thema gehüllt, damit muss Schluss sein“, so Vizepräsidentin Sophia Kircher. Noch bis 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, wird die Fassade des Landhauses orange beleuchtet – dann endet die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. „Diese Kampagne bekommt zu Beginn oft große mediale Aufmerksamkeit, die danach leider wieder verebbt. Mit unserem heutigen Statement wollen wir das Thema jedoch weiterhin präsent halten und dazu appellieren, zu jeder Zeit gegen Gewalt aufzustehen – denn sie geschieht tagtäglich in unserem Land“, unterstreicht Vizepräsidentin Stephanie Jicha.

Breites Netz an Hilfsangeboten, rund um die Uhr

In Tirol gibt es eine Vielzahl an Einrichtungen, die sich im Bereich Gewaltprävention und Opferschutz engagieren. Unter www.gewaltfrei-tirol.at findet man eine Übersicht an über das ganze Land verteilte Organisationen, die Betroffenen zur Seite stehen. Die Frauenhelpline 0800 222 555 bietet Opfern, aber auch Angehörigen rund um die Uhr Unterstützung. An letztere appellieren auch die drei Präsidiumsmitglieder, erste Schritte zu unternehmen und stellvertretend Hilfe zu suchen, sollte das den direkt Betroffenen aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich zu sein.

Über „Orange the World“

Laut UN Women ist weltweit jede dritte Frau Opfer physischer und/oder sexueller Gewalt. Damit zählt Gewalt gegen Frauen nach wie vor zu einer der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Mit der 2008 ins Leben gerufene Kampagne „UNiTE to End Violence against Women by 2030“ versuchen die Vereinten Nationen dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Vor fünf Jahren folgte die Lancierung der „Orange the World“-Kampagne durch UN Women, die an „UNiTE“ gekoppelt ist. Weltweit werden dabei u.a. bekannte Wahrzeichen oder Institutionen orange beleuchtet, um zur Enttabuisierung des Themas Gewalt an Frauen und Mädchen beizutragen.